ZukunftLesen - Buchblog

"Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben!"

(Albert Einstein)

 

In  "ZukunftLesen" gibt's regelmäßig Lesetipps zu den unterschiedlichsten Fragen und Problemen, die die aktuelle gesellschaftliche Diskussion und unsere Zukunft bestimmen ... vielfältig, aber stets aus dem Blickwinkel von Verantwortung und (Menschen-)Würde ...

 

 

12. März 2023

Dr. Andrea Flemmer: „Die faszinierende Welt der Hormone. Wie winzige Botenstoffe unseren Körper steuern und was wir für unsere Hormonbalance tun können“

Goldegg Verlag, Wien – Berlin 2022, ISBN 978-3-99060-298-0

 

Dr. Andrea Flemmer ist Biologin und Ernährungswissenschaftlerin – eine Garantie, dass die Ratschläge und Erklärungen in ihren Büchern evidenzbasiert sind und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen oder langjährigen, breiten Erfahrungswerten beruhen. „Die faszinierende Welt der Hormone“ ist die neueste Publikation der in den Bereichen Gesundheit, alternative Heilverfahren, natürliche Behandlungsmethoden und Ernährung bekannten und erfolgreichen Autorin und widmet sich zentralen Mechanismen unseres Organismus, die einen hohen Beitrag zu Gesundheit und Wohlbefinden leisten.

 

Ohne Hormone funktioniert nichts in unserem Körper. Doch das bemerken wir erst, wenn unser Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht gerät. Die winzigen chemischen Botenstoffe steuern, ob wir hungrig oder satt sind, uns gestresst, müde oder aktiv fühlen. Sie nehmen Einfluss auf unser Immunsystem und spielen bei zahlreichen Krankheiten eine zentrale Rolle. Unser gesamter Tagesrhythmus, das Wohlbefinden und wichtige körperliche Veränderungsphasen werden von ihnen geregelt. Das alles ist Inhalt dieses ebenso ebenso informativen wie leicht lesbaren Titels, der darüber hinaus vor allem eines ist: Hilfe zur Selbsthilfe! Nein, nicht der notwendige Arztbesuch oder gar die Möglichkeiten der Schulmedizin werden hier in Frage gestellt, vielmehr führt Andrea Flemmer in die vielfältige Welt der Pflanzenheilkunde und erklärt die unterschiedlichen Wirkungsmechanismen – oft im Vergleich mit schulmedizinischen Therapien. So zeichnen sich mögliche therapeutische Alternativen ab, und so entsteht beim Leser ein Basiswissen, welche Symptome auf einer hormonellen Imbalance beruhen können und welche phytotherapeutischen Möglichkeiten sich gegebenenfalls anbieten, um das hormonelle Gleichgewicht auf natürliche Weise wieder herzustellen.

 

„Heilkräuter haben in der Regel keine oder vernachlässigbare Nebenwirkungen. Dies unterscheidet sie oft wertvoll von chemisch hergestellten Medikamenten. Sie wirken oft durch Enzym- oder auch Hormonhemmung – ähnlich wie bei den chemisch-synthetischen Wirkstoffen, nur eben mit pflanzlichem Ursprung“, erklärt die Biologin die Parallelen und den Unterschied zwischen den therapeutischen Ansätzen und gibt darüber hinaus viele praktische Tipps, die den Leser ganz unmittelbar in die Lage versetzen, sich selbstwirksam mit dem eigenen Körper und seiner Gesundheit auseinanderzusetzen. Bluthochdruck und Schlagstörungen, Haut- und Stoffwechselprobleme werden gleichermaßen thematisiert – stets auf Basis der Evidenz und der aktuellen Erkenntnisse der Lebenswissenschaften.

 

„Um aktiv Einfluss nehmen zu können, müssen wir zuerst wissen, wie Hormone wirken, was sie auslösen und welche natürlichen Mittel etwas verändern können“, ist denn auch das Credo der Autorin. Lesenswert, wissenswert und sinnvoll umzusetzen – nicht zuletzt, da eigene Aktivität und Selbstwirksamkeit neurophysiologisch nachfolgend einen zusätzlich positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden haben und für unsere  mentale und physische Gesundheit von höchstem Wert sind.

 

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26. Februar 2023

Volkmar Nüssler: „Die beste Medizin kommt aus der Küche“

Westend Verlag, Frankfurt a. Main 2023, ISBN 978-3-86489-379-7

 

Falsche Ernährung ist heute weltweit die Todesursache Nummer eins. Für den Onkologen Volkmar Nüssler Grund genug, diesem Thema ein neues Buch zu widmen, das sich von der unüberschaubaren Vielfalt, in der dieses Thema am Buchmarkt vertreten ist, überdeutlich absetzt. Denn es scheint nicht nur ein Buch, dass der renommierte Münchner Arzt schreibt, sondern tatsächlich gelingt es ihm – fast möchte man sagen erstmals –, mehrere große Themen unserer Zeit zu verbinden und Zusammenhänge herzustellen, die nur allzu gern auf unterschiedlichste wissenschaftliche Disziplinen verteilt werden. Nüssler richtet den Blick in diesem Titel nicht nur auf unser tägliches Essen und die heilende Kraft einer guten Ernährung auf den eigenen Organismus, sondern stellt darüber hinaus anschaulich und engagiert dar, wie eine selbstzubereitete Ernährungsweise auch den Planeten schützt und der Klimakrise entgegenwirken kann – und damit wiederum unmittelbar zum Wohlbefinden des Menschen beiträgt. Der Kreis schließt sich, wenn Nüssler leidenschaftlich und voller Lebenslust von genussreichem Essen spricht und gleichzeitig wissenschaftlich basiert die Zusammenhänge erläutert. Auch das ein Alleinstellungsmerkmal des Titels: Neben der interdisziplinären Betrachtung des Themas scheut der Mediziner nicht dafür zurück, seine Thesen evidenzbasiert zu untermauern und damit viel medizinisches Hintergrundwissen zu vermitteln – ideal für Leser, die sich nicht mit Thesen zufriedengeben, sondern stets nach genaueren Erklärungen und Begründungen suchen. Erfrischend auch, dass der erfahrene Krebsmediziner Ernährung nicht zur Religion macht, sondern dort belässt, wo sie hingehört: in den biochemischen Kontext der Lebenswissenschaften. So spricht er fernab ernährungswissenschaftlicher Ideologien gleichermaßen über den Einfluss von Fleisch und Fetten, von Milchprodukten oder Gemüse auf unseren Organismus – und zeichnet damit einen durchaus traditionellen Ernährungsweg auf, der dennoch letztlich zum gleichen Ergebnis führt, das alle diesbezüglichen Diskussionen der Gegenwart dominiert: Auch Nüssler fordert ein radikales Umdenken in Bezug auf unsere Ernährung hin zu Qualität und Achtsamkeit – in unserem eigenen Interesse ebenso wie im Interesse des Planeten, letztlich für das LEBEN …

 

Dass der Onkologe, der bis 2022 Geschäftsführender Koordinator des Tumorzentrums München (TZM) war, dabei immer wieder den Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebserkrankungen thematisiert und der Ernährung hier eine Schlüsselrolle in der Heilung zuspricht, ist ein nächster wesentlicher Aspekt des Buches, der das Themenspektrum noch einmal erweitert, aber keinesfalls missverstanden werden sollte. „Die beste Medizin kommt aus der Küche“ wendet sich sicher nicht explizit an Tumorpatienten, sondern bietet jedem, der sich in Einklang mit der Natur gesund, genussreich und gleichzeitig dem Leben dienend ernähren möchte, eine Fülle an fundierten und in jedem Moment wissenschaftlich und gut verständlich begründeten Informationen, um seinem persönlichen Ziel näher zu kommen. Nicht nur theoretisch, sondern mit dem das Buch abschließenden Rezeptteil auch ganz praktisch … Am Ende bleibt die Lust, in die Küche zu gehen, auszuprobieren und zu genießen …

 

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17. Februar 2023

„Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht dran glaubt“. Das große Jubelbuch der Science Busters

Hanser Verlag GmbH und Co. KG, München 2022. ISBN 978-3-446-27418-1

 

Österreichs Wissenschaftskabarett hat wieder zugeschlagen: Mit ihrem großen „Jubelbuch“ – „Nomen est omen“ kann man bei diesem Titel mit Fug und Recht behaupten – feiern die Wissenschaftler und Kabarettisten ihr großes Jubiläum: 15 Jahre Wissenschaft, 15 Jahre Lachen, bis der Bauch weh tut. Als „Kelly Family der Naturwissenschaften“ stehen sie im Rampenlicht und vermitteln harte Fakten in kabarettistischem Gewand. Wissenschaft mit Humor – ein Weg, um der allgegenwärtigen Wissenschaftsskepsis, die insbesondere im Heimatland der Hauptdarsteller besonders hoch ist, zu begegnen. Dabei sind die Science Busters in jedem Moment absolut kompromisslos: sowohl hinsichtlich der Professionalität ihrer Bühnenshow und ihrer öffentlichen Identität, der auch die selten leserfreundliche graphische Gestaltung des neuen Buchtitels entspricht, als auch hinsichtlich der wissenschaftlichen Grundlagen ihrer kabarettistischen Auseinandersetzung mit den Naturgesetzen im Allgemeinen, mit der Pandemie, dem Klima oder Verschwörungsmythen im Besonderen. Warum gilt Wissenschaft auch dann, wenn man nicht dran glaubt? Was kostet die Klimakatastrophe in Bitcoin? Hilft Duschen gegen Ausländerfeindlichkeit?

 

Mit Witz und Ironie, mit Menschenkenntnis und viel Leidenschaft stehen die Science Busters auch als Künstler auf der Bühne oder als Autoren in diesem Buch stets ohne jeden Zweifel im Dienst der Wissenschaft! Sie erklären, sie klären auf, sie entzerren Missverständnisse ebenso wie teils jahrzehntealte Mythen und Glaubenssätze, die auch durch beständige Wiederholung nichts an Wahrheitsgehalt gewinnen. Und dabei nutzen sie die genrespezifischen Möglichkeiten des Kabaretts für einen durchaus kritischen Blick auf die gesellschaftliche Realität. Beispiel Masernimpfung: „Beunruhigend ist auch, dass die Zahl der Todesfälle nach Infektionen wieder ansteigt. Das heißt nicht notwendigerweise, dass Masern tödlicher geworden sind, sondern dass Impfgegner:innen auch sonst ein problematisches Verhältnis zur medizinischen Versorgung haben, und somit, wenn sie krank werden, auch mit höherer Wahrscheinlichkeit sterben. Das ist an sich schon nicht erfreulich, aber solche Menschen haben auch oft Kinder, die gar nichts dafür können, das ihre Eltern die Welt nicht verstehen. Zumindest den Teil nicht, in dem es um Infektionskrankheiten und ihre Vermeidung geht.“ Hier und bei unzähligen anderen Themen des Buches: Die Kabarettisten nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, die Alternativlosigkeit wissenschafticher Fakten pointenreich und vor allem eindringlich zu vermitteln ...   

 

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20. November 2022

Heinz Gabriel Kopetz: Mit der Kraft der Sonne gegen die Klima- und

Energiekrise

Braumüller Verlag, Wien 2022, ISBN 978-3-99100-369-4

 

Heinz Gabriel Kopetz weiß, wovon er spricht und stellt sich mit seiner neuen Publikation gegen den weit verbreiteten Trend des Pessimismus hinsichtlich der Klimakrise. „Mit der Kraft der Sonne gegen die Klima- und Energiekrise“ legt der Diplomingenieur einen Titel vor, der der Praxis entstammt und der für die Praxis geschrieben ist. Bewusst und gewollt will Kopetz, langjähriges Mitglied im Aufsichtsrat der Energie Steiermark und Mitglied des Beratungsausschusses für Energie bei der Europäischen Kommission in Brüssel, Optimismus und Zuversicht verbreiten und fordert Tatkraft ein: Das bestehende Energiesystem muss tiefgreifend und rasch umgebaut werden, sodass der Energieverbrauch sinkt, die Emissionen zurückgehen und die erneuerbaren Energiequellen Wind, Fotovoltaik, Wasserkraft und Biomasse die fossilen Energieträger ersetzen. Ergänzend dazu braucht es über Jahrzehnte ein umfangreiches Programm zur Entnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre.

 

Heinz Gabriel Kopetz beschreibt in diesem Buch Konzepte, wie die Versorgung mit Wärme, Mobilität und Strom aussehen sollte, um bis 2040 gänzlich aus den fossilen Energien auszusteigen. Diese Konzepte beziehen sich auf die Europäische Union, auf Deutschland und im Detail auf Österreich. Die vorgeschlagene, tiefgreifende Transformation des Energiesystems ist möglich, die Sonne strahlt mehr als genug Energie auf unsere Länder ein, die Technologien sind hoch entwickelt.

Die aktuelle Zuspitzung der Energiekrise unterstreicht die Brisanz und Dringlichkeit dieser Ausführungen. Dass die aufgeführten Kostenrechnungen nicht mehr der Realität vom Winter 22/23 entsprechen, ist unbestritten und unvermeidbar. Umso mehr Gültigkeit haben hingegen die aufgeführten Sparpotenziale durch erneuerbare Energien.

 

In Summe ein Buch für Praktiker: Die Stufe, den Klimawandel wissenschaftlich zu erklären, hat Kopetz bewusst verlassen und schlägt stattdessen auf der Grundlage ausführlich dargelegter evidenzbasierter Daten klimaschonende, zeitgemäße und technisch ausgereifte Lösungen für den neuen alltäglichen Umgang mit unserem Energiebedarf vor.

 

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13. November 2022

Gerrit Winter: „Das Abenteuer Hingabe. Was wir gewinnen, wenn wir das Leben nehmen, wie es kommt“

Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2022, ISBN 978-3-451-03396-4

 

Einen Wegweiser für mehr Leichtigkeit, Freude und Erfolg in einer schnelllebigen Zeit verspricht der Verlag mit dem ansprechenden und leicht lesbaren neuen Titel von Gerrit Winter. Der studierte Theologe, Musikwissenschaftler und Entertainer hat viele Jahre in der Entertainmentindustrie gearbeitet, bis eine persönliche Krise ihn dazu führte, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Heute ist er als Autor, Vortragender und Motivationscoach in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikation und Mentale Gesundheit tätig.

 

In diesem Buch beschreibt Gerrit Winter anhand seiner persönlichen Geschichte und seinen Erfahrungen, wie wir durch Hingabe und Achtsamkeit zu einem Leben mit mehr Leichtigkeit, Freude und Erfolg finden können. Grundlage ist die Überzeugung, dass wir mehr und Ungeahntes erreichen, wenn wir feste Konzepte und Pläne loslassen und uns auf das einlassen, was das Leben für uns bereithält! Dabei hält Winter für seine Leser zahlreiche Gedanken bereit, die immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern vermögen.

 

Die Lektüre tut einfach gut, entspannt und öffnet durchaus den Blick auf die manchmal so hilfreichen Momente des Loslassens und der Unverkrampftheit. Auch wenn ich persönlich dem Autor in seiner sehr emotionsbetonten Definition des Menschlichen nicht unbedingt zu folgen vermag, gibt die Auseinandersetzung mit dem Abenteuer Hingabe durchaus neue Impulse, das Leben zu reflektieren und zu mehr Offenheit und Spontaneität zu gelangen.

 

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4. November 2022

Francesca Buoninconti: Tierisch laut. Die wundersame Welt der Kommunikation im Tierreich

Folio Verlag Wien – Bozen 2022, ISBN 978-3-85256-854-6

 

Warum zirpen Grillen, machen Echsen Liegestütze und wechseln Oktopusse ihre Farbe? Und sind Fische wirklich stumm? – All diesen Fragen geht die italienische Naturwissenschaftlerin, Ornithologin und Wissenschaftsjournalistin in ihrem neuen Buch nach: „Tierisch laut“ ist der Titel dieser Entdeckungsreise in die vielfältige Welt der tierischen Kommunikation, die uns vor allem einmal mehr vor Augen führt: Der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist hinsichtlich der kognitiven Fähigkeiten, hinsichtlich der Emotionen und der Ausdrucksmöglichkeiten kein qualitativer, sondern allenfalls ein quantitativer.

 

Tiere kommunizieren mit den unterschiedlichsten Mitteln: mit Lauten, Gesten und Mimikry, mit Licht- und Duftsignalen, Tänzen und dem Farbenspiel ihrer Federn. Elefanten verständigen sich mit Infraschall und unterscheiden so über große Distanzen zwischen Freund und Feind. Auch unter Wasser herrscht keineswegs Stille, wie die Gesänge der Wale zeigen, aber auch Piranhas sind echte Plaudertaschen – wie übrigens auch Krokodile. Tiere kommunizieren, um sich zu umwerben, Feinde abzuschrecken, Artgenossen zu warnen oder auf Futter hinzuweisen. Ihr Leben hängt vom permanenten Austausch von Signalen ab und sie können dabei auch lügen und sich verstellen … „Tiere stellen oft unter Beweis, dass ihre soziale Kompetenz unserer in nichts nachsteht“, stellt Buoninconti fest und enthüllt Wechselwirkungen zwischen Lebensräumen, für die wir häufig kein Ohr und kein Auge haben. Lebensräume, die es aber dringend zu schützen gilt!

 

„Tierisch laut“ öffnet Augen und Ohren für ein neues Bewusstsein der Universalität, die alles Leben auf dieser Erde miteinander verbindet, eine Universalität, die die Naturwissenschaftlerin auch evolutionär erklärt. Auch Tiere beherrschen die unterschiedlichsten Kommunikationsstrategien, um ihre individuellen Ziele zu erreichen, doch auch, wenn sie durchaus bluffen und täuschen können, ist die Autorin überzeugt: „In der tierischen Kommunikation siegt Aufrichtigkeit.“ „Tierisch laut“ ist von wissenschaftlicher Präzision geprägt und basiert auf empirischen Erkenntnissen der Biologie, Verhaltensforschung und Genetik – und spricht gleichzeitig in jedem Moment von der wundersamen Faszination einer „Sprache“, deren Verständnis über die Grenzen der Arten hinweg nicht zuletzt durch universale Ähnlichkeiten des Lebendigen gegeben ist.

 

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16. Oktober 2022

Herbert Lackner und Christoph Zielinski: „Die Medizin und Ihre Feinde. Wie Scharlatane und Verschwötungstheortiker seit Jahrhunderten Wissenschaft bekämpfen“

Carl Überreuter Verlag, Wien 2022, ISBN 978-3-8000-7796-0

 

In gewisser Weise ist dieser Titel beruhigend … es war schon immer so, dass die Menschheit mit der Vernunftsverweigerung bestimmter Gruppen in der Gesellschaft leben und fertig werden musste. Stellt sich die Frage, warum es bis heute nicht gelungen ist, diesem Treiben Einhalt zu gebieten – durch Bildung für alle und durch die Vermittlung unserer Werte, auf die wir zurecht stets pochen und verweisen, für alle! … Der weltweit renommierte Wiener Onkologe und  Krebsforscher Christoph Zielinski und der Politikwissenschaftler und Publizist Herbert Lackner reden nicht lange drumherum: Ungeschminkt und in aller Offenheit greifen sie die Gegenwart auf und sprechen in aller Offenheit über ihr Unverständnis gegenüber Coronaleugnern und Impfgegnern – und fassen damit das Denken einer großen, manchmal mit Sicherheit zu schweigsamen Mehrheit nicht nur treffend zusammen, sondern begeben sich zugleich auf die Suche nach den Ursprüngen und Gründen für diese scheinbar aus der Zeit gefallene Problematik.

 

Kaiserin Maria Theresia und Johann Wolfgang Goethe waren für die Pockenimpfung, Immanuel Kant, Andreas Hofer und Karl Lueger agitierten dagegen. Hexenjäger, Naturheiler, NS-Mediziner: Herbert Lackner und Christoph Zielinski suchen die Wurzeln der heutigen Wissenschaftsgegner-Bewegung in der Geschichte und beschreiben ihre profunden Irrtümer.

 

„Die Medizin und ihre Feinde“ ist die erste umfassende Darstellung eines Phänomens, das viele Fragen aufwirft:

- Warum marschieren plötzlich in ganz Europa Hippies mit Rasta-Locken in den Impfgegner-Demos Seite an Seite mit Rechtsradikalen?
- Was verbindet besorgte Mütter und abseitige Verschwörungstheoretiker?
- Warum vertrauen sie sonderbaren Wunderheilern mehr als der Wissenschaft?
- Und was ist aus der Sicht des Mediziners von ihren Argumenten zu halten?

Zielinski und Lackner geben Antworten auf diese Fragen.

 

„Die heutigen Feinde wissenschaftlicher Erkenntnis beziehen ihr „Wissen“ aus hochkomplexen, nach dem letzten Stand der Forschung entwickelten Handys und Laptops, mithilfe derer sie sich gegenseitig bestätigen, gegen Covid würden warme Kleidung, ein paar homöopathische Kügelchen und Vitamin C helfen. Wenn es nur so einfach wäre.“ …

 

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25. September 2022

Richard David Precht: Freiheit für alle.

Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten

Goldmann Verlag, München 2022. ISBN 978-3-442-31551-2

 

Zweifelsfrei einer der wertvollsten Titel des Buchjahres 2022: in „Freiheit für alle. Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten“ läuft Richard David Precht, einer der profiliertesten Intellektuellen Europas, zur Hochform auf: Stets das große Ganze im Auge, die gewohnt pointierte Ausdrucksweise und messerscharfe Analysen bestimmen dieses neue Buch des Philosophen und Honorarprofessors großer deutscher Universitäten, in dem er sich zweifellos einem seiner bevorzugten Themen widmet: dem Umbau unseres Sozialsystems hin zu einem bedingungslosen Grundeinkommen.

 

Dabei geht Precht diesmal weit über seine bisherigen Publikationen zu dieser Thematik hinaus und skizziert gesellschaftliche Veränderungsprozesse, die längst beginnen haben, die sich vor unseren Augen vollziehen, und deren politische Ausgestaltung eine der primären Aufgaben unserer Zeit wäre. Precht schildert den Weg der altbewährten Erwerbsarbeitsgesellschaft in eine Sinngesellschaft, deren Glaubenssätze und Maximen heute bereits weit verbreitet sind. Dass diese in ihren Dimensionen und in ihrem Tempo unvergleichliche Transformation längst im Gange ist, dass „die Trennung des festen Bands von Einkommen und Arbeit“ uns in den kommenden Jahren beschäftigen wird, davon ist Precht zutiefst überzeugt – und davon zeugen nicht zuletzt reale gesellschaftliche Diskussionen und Reibungen, die weiterzuführen und auszulösen Aufgabe dieses Jahrhunderts sein wird. „Während 1970 und 2000 die Dinge vor allem mehr wurden – mehr Geld, mehr Autos, mehr Mode, mehr Konsumgüter – wurden viele Dinge nun plötzlich ganz anders.“

 

So analysiert Precht die Entwicklungen der letzten 20 Jahre, maßgeblich bestimmt durch Internet und Smartphone, die eine völlig neue Dynamik entfachten. Dabei definiert Precht auf Basis historischer Fakten die heutige Bedeutung der Arbeit als Erbe der christlichen Religion, das den Sinnansprüchen des 21. Jahrhunderts kaum mehr gerecht werden kann. Denn nichts, was die Arbeit anbelangt, ist heute mehr selbstverständlich. „Wie kommen wir raus aus einer Gesellschaft, in der sich viele davor fürchten, dass die Arbeit für sie weniger wird und die freie Zeit anwächst, – während sie doch genau jenen Zustand fast täglich ersehen?“ Die Frage mag provokant klingen – freilich, denn Provokation verführt zum Weiterdenken. Insbesondere über den entscheidenden Unterschied zwischen „Arbeit“ und „Erwerbsarbeit“ … und auch Precht weiß, dass eine Gesellschaft, die sich in ein neues System transformiert, die entsprechenden Voraussetzungen braucht. So widmet der Bestseller-Autor denn auch das Ende seines Buches Fragen der Bildung und den zeitgenäßen Zielen der Pädagogik. Modern? Vielleicht … jedenfalls deswegen, weil Schule sich im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zunehmend von humanistischen Grundlagen und Idealen entfernte und stattdessen als Vorbereitungsphase auf die Anforderungen der Leistungsgesellschaft verstanden wurde – ideologisch untermauert durch die systemimmanente beständige Förderung eines Konkurrenzdenkens, von dem man heute zunehmend weiß, wie wenig es den eigentlichen biologischen Grundlagen unseres Lebens entspricht. Precht fordert nichts anderes als eine Rückkehr zum Ursprung: „Wichtiger ist, sie [Kinder] erfolgreich dazu zu ermächtigen, sich möglichst viel selbstständig beizubringen, Humboldts Traum, dass Kindern in Schulen lernen sollten, Lernen zu lernen, ist heute relevanter denn je.“

 

Precht dokumentiert in diesem Buch eindrucksvoll, dass das, was heute modern und utopisch anmuten mag, letztlich nichts anderes ist als eine Rückkehr zu jenen Idealen und Lebensweisen, die einst die Blütezeiten der Menschheit beherrschten: der auf der Aufklärung basierende Humanismus und die Lebensideale der griechischen Antike …  

 

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17. September 2022

David Graeber und David Wengrow: „ANFÄNGE Eine neue Geschichte der Menschheit“

Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 2022. ISBN 978-3-608-98508-5

 

Vollkommen anders, vollkommen neu: So sehen und beschreiben David Graeber und David Wengrow in ihrem über 600 Seiten starken intellektuellen Kompendium die Anfänge der Menschheit. Dabei entstand alles andere als ein Geschichtsbuch und auch kein historischer Abriss, sondern vielmehr ein fast provozierend aktuelles Buch, dem es gelingt, die Ursprünge der Menschheit mit der Zukunft unserer Zivilisation gemeinsam zu denken. „Faszinierend, provozierend, bahnbrechend. Ein Buch, das in den kommenden Jahren für Diskussionen sorgen wird,“ urteilten prominente Kollegen der beiden Autoren, denen mit neugieriger Offenheit und visionärer Kraft ein Plädoyer für Veränderung gelang.

David Graeber, der bedeutendste Anthropologe unserer Zeit, und David Wengrow, einer der führenden Archäologen, revidieren unser bisheriges Menschenbild und erzählen die Menschheitsgeschichte aus einem Blickwinkel, wie sie noch nie erzählt wurde. Über Jahrtausende hinweg, lange vor der Aufklärung schon, strebte man nach sozialen Organisationen, nach Freiheit, Wissen und Glück. Graeber und Wengrow zeigen, wie stark die indigene Perspektive das westliche Denken beeinflusst hat und wie wichtig ihre Rückgewinnung ist. Lebendig und überzeugend ermuntern sie uns, mutiger und entschiedener für eine andere Zukunft der Menschheit einzutreten und sie durch unser Handeln zu verändern.

 

David Graeber war der wichtigste Vordenker der Occupy-Bewegung und ein weltbekannter Intellektueller. Er lebte seine Ideen von sozialer Gerechtigkeit und Befreiung, gab den Unterdrückten Hoffnung und inspirierte zahllose andere zur Nachfolge. Am 2. September 2020 starb David Graeber völlig überraschend im Alter von 59 Jahren in Venedig; drei Wochen zuvor hatten er und David Wengrow "Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit" beendet. Vor mehr als zehn Jahren hatten beide Autoren ihre Arbeit an diesem Opus magnum außerhalb ihrer akademischen Verpflichtungen aufgenommen: Ein Anthropologe und ein Archäologe beleben mit dem heute vorhandenen Quellenmaterial den großen Dialog über die menschliche Geschichte wieder. Ihre Zentrale Fragestellung lautet: „Warum befindet sich die Welt offenbar in einem so miserablen Zustand und warum behandeln Menschen einander so oft schlecht? Das Thema hängt also zusammen mit der Frage nach den Ursachen für Krieg, Gier, Ausbeutung und der symptomatischen Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden anderer. Waren wir schon immer so? Oder ist an irgendeinem Punkt etwas schrecklich missraten?“ … Graeber und Wengrow finden in ihrem Rückblick auf 30.000 Jahre Menschheitsgeschichte faszinierende Antworten und wehren sich gegen zahlreiche bestehende, etablierte Überzeugungen – und fordern vor allem zu dem Wagnis auf, die Anfänge der Menschheitsgeschichte ganz neu und ganz anders zu denken … Eine spannende Herausforderung, sich auf die Lektüre einzulassen ... 

 

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7. September 2022

Rudi Anschober: „Pandemia. Einblicke und Aussichten“

Paul Zsolnay Verlag, Wien 2022. ISBN 978-3-552-07288-6

 

Rudi Anschober, von Januar 2020 bis Mitte April 2021 Sozial- und Gesundheitsminister der österreichischen Bundesregierung, ist der erste der europäischen Gesundheitsminister, der mit seinem Buch „Pandemia“ einen umfassenden Einblick in das politische Management der COVID-19-Pandemie gibt. Ruhig und besonnen auf der einen Seite, leidenschaftlich und konsequent auf der anderen – so wie man den ehemaligen Gesundheitsminister in Österreich aus einer Vielzahl von Pressekonferenzen und TV-Auftritten in Erinnerung hat – schildert Anschober die Herausforderungen des Ausnahmezustandes unter Corona. Und Anschober wäre nicht Anschober, wenn nicht neben dem Blickwinkel der politischen Entscheidungsträger auch Menschen im Mittelpunkt seines Buches ständen, deren alltägliches Leben sich durch die Pandemie massiv verändert hat – sei es aus gesundheitlichen, wirtschaftlichen oder persönlichen Gründen.


Anschober versteht die Pandemie als gesellschaftliche Zäsur, wie es seit Ende des Zweiten Weltkriegs keine vergleichbare gegeben hat. Eindringlich schildert er die Situation der Welt als Schicksalsgemeinschaft und zieht die logischen Konsequenzen aus einer krisengebeutelten Zeit: „Es braucht eine neue Politik, die in Krisenzeiten einen starken, schützenden Staat trägt. (…) Die neue Politik praktiziert Umverteilung, von alter Sicherheitspolitik hin zur Sicherung unserer Gesundheit und einer neuen Gerechtigkeit. (…) Es braucht ein neues Handeln.“  

 

Anschober verleiht seiner politischen Überzeugung, die im Pandemiemanagement ebenso wie in den großen gesellschaftspolitischen Fragen unserer Zeit entgegen vieler anderer Meinungen evidenzbasiertes Wissen in den Mittelpunkt der Entscheidungen rückt, in einer klaren und stringenten Argumentation Ausdruck und findet am Ende von „Pandemia“ zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für einen neuen Geist einer globalen Schicksalsgemeinschaft: „Es geht nicht darum, bessere Menschen aus uns zu machen (…), sondern in einem neuen positiven Egoismus zu verstehen, dass es uns dann besser geht, wenn es auch den anderen besser geht; dass wir nur dann sicher sind, wenn wir alle sicher sind; dass wir uns selbst Gutes tun, wenn wir anderen Gutes tun; dass das Miteinander, die Solidarität zueinander nur Sieger kennt. Dass das neue Denken uns selbst hilft.“  Allein diese Seiten lohnen die Lektüre dieses informationsreichen, faktenbasierten Titels in einer für den Autor charakteristischen Sprache voll von persönlichem Engagement und Empathie.
 

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28. August 2022

Katharina Altemeier: HALLO ANGST! Wie Panikattacken und Angststörungen ungeahnte Kräfte wecken können.

dtv, München 2022. ISBN 978-3-423-35166-9

 

„Du bist nicht deine Angst, sondern so viel mehr!“ Katharina Altemeier gelingt mit ihrem neuen Buch, in dem sie ihr Leben mit Angst und Panikattacken schildert, vor allem eines: anderen Betroffenen Mut machen! Die Journalistin und Podcasterin weiß, wie man mit Sprache umgeht, weiß, wie sie ihre Botschaft vermittelt, so dass sie den Leser auch tatsächlich erreicht – und zeigt darüber hinaus, dass der Weg zu einem erfüllten Leben MIT der Angst möglich ist, wenn man sich selbst intensiv mit dieser Problematik auseinandersetzt und eigenständig an nachhaltigen Lösungsmöglichkeiten arbeitet. Dabei hat der Kampf gegen die Empfindung hat wenig Sinn und ist den Erfahrungen der Autorin zufolge wenig erfolgversprechend. Vielmehr geht es um eine genaue Kenntnis des eigenen Ichs, um eine bewusste Konfrontation mit der eigenen Problematik. „Nur wer sich seiner Angst annähert, sie kennenlernt und den mutigen Schritt auf sie zu wagt, wird frei sein. Nur wer stehen bleibt und seiner Angst ins Gesicht blickt, wird zu sich selbst finden.“ Davon ist Katharina Altemeier, die ihre Angststörung letztlich zu ihrem beruflichen Schwerpunkt machte, heute zutiefst überzeugt. Ihr Buch ist voller persönlicher Erfahrungen, ungeschminkt und in schonungsloser Offenheit berichtet sie über Schlüsselerlebnisse ihres Lebens – und ihrer Angst. Altemeier ermöglicht ihren Lesern, sich wiederzufinden, sich den großen Lebensthemen zu stellen und sicher erst durch diese bewusste Auseinandersetzung frei zu machen. Gleichzeitig gerät die Schilderung ihres Weges durch die verschiedensten Therapien bei unterschiedlichsten Therapeuten zu einer lebensnahen Hilfestellung für ähnlich Betroffene, ihren individuellen und auf ihre Persönlichkeit zugeschnittenen Lösungsansatz zu finden.

 

Das Buch, das ebenso von den biologischen Grundlagen der Angst spricht wie von einem systemischen Weg, dieser Angst zu begegnen, zeichnet ein zutiefst persönliches Lebensbild, mit dem die Autorin vor allem zu der Erkenntnis aufruft, dass die Angst nicht alles ist, dass das Leben auch MIT Angst von Leichtigkeit erfüllt sein kann, und dass es immer der eigene Umgang mit der Problematik – in letzter Konsequenz eine nachhaltige Akzeptanz – ist, die die Lebensqualität bestimmt. „Es geht darum, eine neue Beziehung zwischen dir und deiner Angst zu schaffen, die du aktiv gestaltest. So, dass die Angst dir nicht mehr passiert, sie über doch kommt wie eine fremde Macht, die dich ohnmächtig werden lässt. Du arbeitest mit ihr zusammen und weißt vor allem: Du bist nicht deine Angst. Sie ist nur ein Teil von dir – neben vielen anderen Teilen.“ Katharina Altemeier zeigt in jedem Moment, dass sie sehr genau weiß, wovon sie spricht, und so kann dieses Buch zu einem wahren Kraft- und Mutpaket für Menschen mit ähnlichen Problemen werden …

 

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17. August 2022

Marcus Wadsak, Paula Dorten: „Letzte Generation. Das Klimamanifest“

Braumüller Verlag GmbH, Wien 2022. ISBN: 978-3-99100-350-2

 

Die Klimakrise ist die größte Bedrohung der Menschheit. Und das Klimamanifest aus der Feder von Marcus Wadsak und Paula Dorten ist unmissverständlich deutlich, kompromisslos und leidenschaftlich. Er ein renommierter Wissenschaftler: Marcus Wadsak ist Meteorologe sowie Radio- und Fernsehmoderator. Nach dem Studium der Meteorologie an der Universität Wien kam er zum ORF, moderiert seit 2004 das ZiB-Wetter und leitet seit 2012 die ORF-Wetterredaktion. 2019 wurde er zum Journalisten des Jahres in der Kategorie Wissenschaft gewählt. Er ist Gründungsmitglied von „Climate without Borders“. Sie die Zukunft: Paula Dorten ist 16 Jahre alt, Klimaaktivistin bei „Fridays For Future“ und „Jugendrat“ sowie Kolumnistin bei „Ökoreich“.

 

Ihr gemeinsames Manifest ist eine dramatische Aufforderung an die Bürger und Bürgerinnen, sich ihrer Macht bewusst zu werden und die Regierungen an ihre Aufgabe zu erinnern: das Auf- und nicht Verbauen von Perspektiven. Es ist der einfache, lautstarke Wunsch nach einer Zukunft. Dorten erzählt von ihren Ängsten und Träumen – in der direkten und berechtigt unverblümten Sprache ihrer Generation. Wadsak widmet sich den wissenschaftlichen Fakten, die unmissverständlich mitteilen, dass keine Zeit mehr bleibt und die Klimakrise unser Leben für immer verändern wird. Die Frage ist, ob wir diese Veränderung noch gestalten wollen, oder die Menschheit ihrem Schicksal überlassen. Wadsak und Dorten zeigen die letzte Chance der Menschheit auf, diese Generation nicht die letzte sein zu lassen.

 

Im März 2022 erschienen, lesen sich einige Passagen bereits jetzt nur gut vier Monate später wie ein Geschichtsbuch: Die außergewöhnliche Dürre dieses Sommers in Europa, die Energiekrise, die die Befürchtungen der Aktivistin zum Thema Abhängigkeit schneller real sichtbar werden ließ als erwartet, die dramatischen Veränderungen an den Gletschern in der alpenländischen Gebirgslandschaft … Lesenswert ist „Letzte Generation“ gerade deswegen JETZT, weil der Beweis für die Berechtigung des dramatischen Appells längst erbracht ist … weil wir das reale Abbild des Geschriebenen tagtäglich vor Augen haben …  

 

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3. August 2022

Cornelia Mosslechner-Brüll: „Radikale Freiheit. Die 5 alles entscheidenden Fragen. Die dein Leben verändern. Philosophie für den Alltag“

Goldegg Verlag GmbH, Wien – Berlin 2022. ISBN 978-3-99060-283-6

 

Lebensberatung – Erfolgscoaching – Mentaltraining … das Spektrum empathischer Dienstleistungen am und für den Menschen scheint heute größer denn je. Das Angebot ist schier grenzenlos, und damit besteht mehr denn je auch die Notwendigkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen, empirisch und wissenschaftlich basierte Angebote von esoterischer Quacksalberei zu trennen. Eine naturwissenschaftliche Basis der Angebote ist zumeist bereits mindestens einer von mehreren Erfolgsgaranten – und genau hier setzt das neue Buch von Cornelia Mooslechner-Brüll an: „Radikale Freiheit“ ist philosophische Lebensberatung, eine auf der Basis philosophischen Denkens geführte Auseinandersetzung mit den zentralen Fragen des Daseins. Die Philosophie wird dabei ihrer Stellung als übergeordnete Wissenschaft vollends gerecht. Ihre Möglichkeiten einer allumfassenden Argumentation jenseits der Grenzen natur- oder geisteswissenschaftlicher Betrachtung öffnet ein neues und weites Feld, sich den zentralen Fragen des Menschseins anzunähern …

 

Dr. Cornelia Mooslechner-Brüll ist akademisch philosophische Praktikerin, die die Philosophie als Problemlöserin in den Alltag bringt. Lebensnah und leicht lesbar zeigt die Autorin in diesem Buch, wie die Philosophie aus dem jahrtausendealten Schatz der Schule des Denkens schöpft, wie sie Inspiration bietet, um die wichtigsten Fragen zu lösen, die niemanden im Leben loslassen: Wer bin ich? Wie kann ich mich entscheiden? Wie kann ich Körper und Geist verbinden? Wie finde ich zum Anderen? Wie kann ich mit dem Tod umgehen? … Die Antworten auf diese Fragen sind für jeden essentiell, die Reflektion über das Leben an sich und dessen Endlichkeit sind die wesentlichste Voraussetzung für ein gelingendes Leben. Und so stellt Mooslechner-Brüll auch unmissverständlich klar: „Philosophieren heißt eben nicht nur sterben lernen, sondern vor allem leben lernen.“ …

 

„Radikale Freiheit“ spricht von Verantwortung und Verbundenheit, von den unmittelbaren Auswirkungen meines individuellen Handels auf das große Ganze. Achtsamkeit ist hier plötzlich kein Modewort mehr, sondern steht in der auf Platon zurückgehenden jahrtausendealten Tradition eines unmittelbar erkennenden Betrachtens. Wettbewerb und Leistung als zentrale Werte des kapitalistischen Systems werden bewusst in Frage gestellt und erscheinen plötzlich diametral entgegengesetzt zu den humanistischen Werten, die die europäische Gesellschaft auszeichnen (sollten). „Wenn wir uns aber vergleichen, gleichen wir uns an, passen uns automatisch dem Glauben an, es gäbe nur diese richtige und einzig gültige Norm. … Gehen wir von der absoluten Würde jedes einzelnen Individuums, wie sie von Immanuel Kant formuliert wurde, aus, kann uns eine Norm nur Unrecht tun. Was einen Preis hat, an dessen Stelle kann etwas anderes gesetzt werden; was allerdings Würde hat, dafür gibt es kein Äquivalent, so Kant – wir könnten sagen, es ist nicht austauschbar.“ … Mooslechner-Brüll lädt zum Denken ein, zur Reflektion, an deren Ende vielleicht die Antworten stehen, die uns zu leben lehren – in Würde und Freiheit …

 

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5. Juni 2022

Ludwig Heuwinkel: Die Ökonomisierung der Zeit. Warum wir die Ausweitung des nutzenorientierten Umgangs mit Zeit verhindern müssen

oekom Verlag, München 2021. ISBN 978-3-96238-326-8

 

Ludwig Heuwinkel ist promovierter Soziologe und widmet sich als Autor den verschiedenen Aspekten der Zeit – so auch in seinem 2021 erschienenen Band „Die Ökonomisierung der Zeit“, in dem er sich aus den unetrschiedlichsten Blickwinkeln wirtschaftlicher, biologischer und gesellschaftlicher Aspekte mit dem heute überwiegenden Umgang mit dem Moment der Zeit auseinandersetzt. Und wie immer bei der  ganzheitlichen Betrachtung eines Faktums spielt die Philosophie in ihrem originären Verständnis als umfassendste und concludierende Wissenschaft eine tragende Rolle in den Überlegungen und Ausführungen des Autors. Effizienzsteigerung und der damit verbundene Ausschluss von Zeitverschwendung sind zentrale Merkmale des wirtschaftlichen Denkens, die längst in allen Lebensbereichen abgekommen sind und das menschliche Dasein bestimmen: In der Schule, in der Freizeit, im Gesundheitswesen – überall gilt die Maxime „Zeit ist Geld“. Dem setzt Heuwinkel, u. a. in der Erwachsenenbildung tätig und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik, ein diametral entgegengesetztes Narrativ entgegen: „Zeit ist Leben!“ Allein diese Gegensätzlichkeit, die dieses Buch in einer wissenschaftlich bestens dokumentierten und zugleich gut lesbaren Form aufzeichnet, zeigt, wie sehr wir uns von einem natürlichen und unserer biologischen Existenz entsprechenden Lebensführung entfernt haben. Wir müssen unseren einseitig effizienzorientierten Umgang mit Zeit überdenken und zeitbewusster leben, fordert Heuwinkel und wendet sich vehement gegen die in unserer Gesellschaft und unserem Sprachgebrauch weitgehende Gleichsetzung von Zeit und Geld. Beides sollte man nicht „verschwenden“, beides kann man anderen Menschen stehlen oder schenken, beides planen und managen.

 

Wie viele andere Autoren macht auch Heuwinkel das neoliberale Wirtschaftsdenken und Gesellschaftsbild für die Schieflage verantwortlich, in der wir uns befinden, wenn nur das als wertvoll erachtet wird, was dem Markt und dem wirtschaftlichen Gewinn dient ... wenn Erkenntnisgewinn, kultureller und zivilisatorischer Fortschritt keinen Wert an sich haben. Die Verwirtschaftlichung der Zeit kommt dabei letztlich der Ökonomisierung einer physikalischen Größe gleich, in letzter Konsequenz dem Versuch der wirtschaftlichen Einverleibung eines Naturgesetzes – und ist damit natürlich a priori zum Scheitern verurteilt: im Hinblick auf unsere Umwelt und nicht zuletzt im Hinblick auf uns selbst als Teil derselben. Hier und da geht Heuwinkel in seiner Kritik des Neoliberalismus über das Thema Zeit hinaus und widmet sich dem Zusammenhang von Ökonomie und Ethik. Das Eindringen des Marktes verringere den Sinn für Bürgerpflichten, konstatiert er im Einklang mit der einschlägigen Literatur – nicht zuletzt u. a. ein Argument, warum ein finanzieller Anreiz die Impfbereitschaft während der aktuellen Coronakrise vermutlich nicht steigern würde.

 

Doch zurück zum eigentlichen Thema: Bereits auf den ersten Seiten zitiert Heuwinkel die antike Formel „Carpe diem“ und übersetzt diese bewusst nicht mit dem üblichen „Nutze …“, sondern mit „Genieße den Tag!“ Die folgenden gut 300 Seiten bieten sodann ein argumentatives Füllhorn für eine neue – alte – Wertbetrachtung der Zeit als Teil unserer physischen Existenz und für einen bewussten Umgang mit dem Faktor, während dessen unaufhaltsamem Lauf unser Leben passiert … gelebt wird oder zerrinnt …

 

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16. Mai 2022

Barbara Vorsamer: „Mein schmerzhaft schönes Trotzdem. Leben mit der Depression“

dtv Verlagsgesellschaft, München 2022. ISBN 978-3-423-29005-0

 

 „Verzweifelt suchte ich nach Heilung, machte eine Therapie nach der anderen und vergaß dabei manchmal, das zu tun, was am besten gegen Depression hilft: LEBEN. TROTZ ALLEM!“ Barbara Vorsamer weiß sehr genau, wovon sie spricht. 1981 geboren, als Redakteurin bei der „Süddeutschen Zeitung“ beschäftig, verheiratet und Mutter von zwei Kindern – alles erreicht im Leben, wovon viele Menschen nur träumen können, mag mancher sagen … Vor allem aber hat die Autorin etwas anderes geschafft: Offen, analytisch und fernab aller Klischees ist ihr Zugang zu ihrer Erkrankung. Seit Jahren leidet sich unter Depressionen und schafft es dank ihres bewussten Umgangs mit dieser Thematik, „TROTZDEM“ zu leben. Ín ihrem neuen Buch „Mein schmerzhaft schönes Trotzdem. Leben mit der Depression“ gibt sie nicht nur einen an Ehrlichkeit und Offenheit kaum zu überbietenden Einblick in ihr Innerstes, sondern zeichnet darüber hinaus einen Weg auf, der Erkrankung zielgerichtet und vor allem in jedem Moment evidenzbasiert zu begegnen. 

 

Intensiv, berührend und kraftvoll schreibt Barbara Vorsamer über das Versinken in tiefdunkler Depression, über Schmerzen und Trauer. Es sind persönliche Fragen, die weit über das Private hinausweisen. Denn wir müssen auch als Gesellschaft lernen, über unseren Zustand zu sprechen.

Es war ein schmerzhafter Prozess, es brauchte Therapien und Klinikaufenthalte, bis Barbara Vorsamer lernte, Gefühle nicht länger zu unterdrücken, sondern sie in ihrer Ambiguität zuzulassen.

Es ist der Bericht einer betroffenen Patientin, die ihre Erfahrungen schildert, die mit sich selbst, mit ihrem Umfeld, mit den Medizinern, denen sie sich anvertraut. Der Leser wird Zeuge dramatischer Szenen – und ebenso zum Beobachter kontinuierlicher Fortschritte, die Erkrankung anzunehmen, die Selbstwirksamkeit zu stärken und einen Lösungstool für scheinbar unlösbare Situationen zu entwickeln. Die sprachgewandte Autorin schreibt in einer allgemein verständlichen Weise, die nahezu in jedem Moment die Tiefe der Empfindung offenbart, die gleichzeitig zu differenzieren weiß und die zu punktgenauen Analysen kommt, die einen tiefen Einblick in die Erkrankung geben. „Denn das Gegenteil von depressiv sein ist nicht unbedingt das Leben genießen. Das Gegenteil von depressiv sein ist das Leben spüren“, fasst sie eines ihrer zentralen Dogmen zusammen.

 

Gleichzeitig geht die Autorin immer wieder weit über den persönlichen Bereich hinaus und stellt psychische Erkrankungen in einen gesellschaftlichen Kontext. „Was eine psychiatrische Diagnose ist und was nicht, ist immer auch Teil einer gesellschaftlichen Übereinkunft darüber, was Normalität ist“, befindet Barbara Vorsamer.

 

„Mein schmerzhaft schönes Trotzdem. Leben mit der Depression“ ist ein wesentlicher Beitrag zum Thema – für Betroffene, für Angehörige von Betroffenen, für jeden einzelnen, denn es ist nicht zuletzt eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, sich der Problematik, die weit über den einzelnen Patienten hinaus relevant ist, zu stellen. Barbara Vorsamers Buch ist ein wesentlicher Schritt, psychische Erkrankungen als das zu verstehen, was sie sind: eine Krankheit, die ebenso wie somatische Probleme anderer Organe gesellschaftlicher Akzeptanz und einer zielführenden Therapie bedarf. 

 

Ein ebenso beeindruckender wie berührender Titel!

 

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24. April 2022

Lynn Margulis: „Der symbiotische Planet oder Wie die Evolution wirklich verlief“. Aus dem Englischen übersetzt von Sebastian Vogel

Westend Verlag, Frankfurt/Main 2021, ISBN 978-3-86489-210-3

 

Eigentlich weiß heute fast jeder etwas über die Evolution, die Entwicklung des Lebendigen: über Darwin, dessen Evolutionstheorie basierend auf Mutation, Selektion und Konkurrenz noch immer diejenige ist, die unser Weltbild bestimmt, aber auch über andere wissenschaftliche Strömungen und Erkenntnisse zu diesem Thema, deren Wertigkeit und Relevanz für unser Dasein nicht zuletzt durch das noch junge Forschungsgebiet der Epigenetik immer deutlicher wird. Daneben mehren sich Stimmen, die die Kooperation für wesentlicher erachten als die Konkurrenz hinsichtlich der Entwicklung des Lebens. Lynn Margulis war eine der großen Wissenschaftlerinnen des 20. Jahrhunderts, die den Erklärungen der Evolution eine weitere Facette hinzufügte: die Symbiose, die Verbindung verschiedener Organismen zu neuen Lebensformen, die laut der 2011 verstorbenen Professorin für Biologie an der University of Massachusetts in Amherst und Co-Direktorin des Planetary Biology Internship der NASA, einen mindestens ebenso großen Anteil an der Evolution haben. Damit unterstützt auch sie die These, dass nicht Konkurrenz, sondern Kooperation, die Vereinigung, den Menschen erst möglich gemacht haben. „Der Sauerstoff, den wir atmen, gelangt aus unserem Blut ins Gehirn und wird unaufhörlich von den Mitochondrien umgesetzt, die, wie wir wissen, einst atmende Bakterien waren. Ob nun die schlängelnden Spirochäten zum innersten Kern unseres Wesens gehören oder nicht: Wir bleiben symbiotische Wesen auf einem symbiotischen Planeten.“

 

Lynn Margulis beschreibt in diesem Buch nicht nur die Grundlagen und die wissenschaftliche Evidenz für ihre Theorie, sondern gibt darüber hinaus auch einen weitreichenden Einblick in die von Männern dominierte wissenschaftliche Welt des 20. Jahrhunderts, in der sie für die Anerkennung ihrer Erkenntnisse durchaus kämpfen musste – und letztlich erfolgreich war: 1999 übereichte Bill Clinton ihr als einer der bedeutendsten Forscherinnen des 20. Jahrhunderts die „National Medal of Science“. Persönlich und autobiographisch beschreibt die außergewöhnliche Wissenschaftlerin ihre Arbeit. Das Buch spricht von der Faszination der Wissenschaft, pointiert und unvermittelt, und zeugt zugleich von einem tiefen fächerübergreifenden Verständnis des Weltgeschehens, wenn philosophische und naturwissenschaftliche Fragen einander begegnen und zu einer gemeinsamen Antwort gelangen. Begeistert erinnert Margulis sich an ihre eigene Studienzeit in Chicago, wo sie die Naturwissenschaft als eine „freie Kunst, einen Weg zum Wissen“ kennenlernte. Seitdem folgte sie unbeirrt und kompromisslos ihrer wissenschaftlichen Überzeugung: „Die Entstehung von Zellen mit Zellkern entspricht der Evolution symbiotischer Bakteriengemeinschaften.“

 

Darwins „Survival of the Fittest“, das Überleben des Stärkeren. ist nur die halbe Wahrheit, das wird durch Forscher wie Lynn Margulis und andere Wissenschaftler, die sich heute aktuell mit dieser Thematik auseinandersetzen, immer deutlicher. Wir sollten überlegen, welche Konsequenzen sich daraus für unser Gesellschafts- und Weltbild ergeben könnten …

 

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16. April 2022

Dada Peng: „Knockin' on Jimmy's Door. Wie wir glücklicher leben, wenn wir zu sterben lernen“

Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2022, ISBN: 978-3-451-60113-2

 

Dada Peng, Songwriter, Autor und Begründer der Initiative „Superhelden fliegen vor – Initiative für junge Sterbende & ihre Freunde“, gibt dem Tod einen anderen Namen und nennt ihn Jimmy. In seinem neuen Buch fasst er als persönlich Betroffener und Hinterbliebener, als Sterbebegleiter, als ehrenamtlicher Mitarbeiter in einem Hospiz sowie als Aktivist für einen neuen Umgang mit dem Thema „Tod und Sterben“ die vielen Erfahrungen zusammen, die er mit dem Tod gemacht hat. Er kennt Jimmy gut und skizziert nicht mehr und nicht weniger als eine freundschaftliche Beziehung zu ihm. „Mittlerweile glaube ich, dass Jimmy der beste Freund ist, den man haben kann. Denn zu sterben reinigt, erneuert, und es macht uns alle gleich“ ist der 1974 geborene Autor überzeugt und setzt sich ebenso gedankenreich wie wortgewandt für eine neue Art der Auseinandersetzung und Begegnung mit Jimmy ein. „Der schönste Tag im Leben muss der letzte sein!“ ist seine Maxime, und plädiert für ein selbstbestimmtes Sterben und eine eigene individuelle Gestaltung dieses Lebensteils. Dabei geht es ihm keineswegs um ein schnelles oder schnell herbeigeführtes Ende, sondern vielmehr um eine bewusste Gestaltung der letzten Lebensphase. Dazu wirkt das Buch ebenso einen eigenwilligen Blick auf die Hospizbewegung wie auf die Frage, wie wir unsere Bestattung gestalten können.

 

Peng thematisiert – und kritisiert – den üblichen medialen Umgang mit dieser Thematik ebenso, wie er es als selbstverständlich erachtet, keinen Unterschied zwischen dem Verlust eines nahestehenden Menschen und dem des vierbeinigen Partners zu machen: „Wenn Tiere sterben, ist das genauso ein Zusammentreffen mit Jimmy, wie es ein jedes Zusammentreffen von Jimmy mit Menschen sein kann. Denn bei der Trauer. Die wir empfinden, kommt es nicht auf unser Familienverhältnis zu demjenigen an, der vorangeht, oder darauf, ob es sich um einen Menschen oder ein Tier handelte. Es kommt auf die Beziehung an, die wir zueinander hatten, und welche Rolle dieses Lebewesen in unserem Alltag spielte.“

 

Es ist ein ungewöhnliches Buch über das Serben, das Dada Peng geschrieben hat. Es wirkt modern und zukunftsweisend – und doch erfüllt von Weisheit und einem tiefen Wissen um die Essenz des Lebens. Als Musikwissenschaftlerin erinnern die Ausführungen des Autors mich immer wieder an ein Zitat von Wolfgang Amadeus Mozart: „Da der Tod, genau zu nehmen, der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht, dass sein Bild nicht allein nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes! Und ich danke meinem Gott, dass er mir das Glück vergönnt, mir die Gelegenheit zu verschaffen, ihn als den Schlüssel zu unserer wahren Glückseligkeit kennenzulernen. Ich lege mich nie zu Bette, ohne zu bedenken, dass ich vielleicht (so jung als ich bin) den anderen Tag nicht mehr sein werde – und es wird kein Mensch von allen, die mich kennen, sagen können, dass ich im Umgange mürrisch oder traurig wäre – und für diese Glückseligkeit danke ich alle Tage meinem Schöpfer und wünsche sie von Herzen jedem meiner Mitmenschen.“ – Wolfgang Amadeus Mozart war kaum 31 Jahre alt, als er im April 1787 diese Zeilen an seinen Vater richtete ...

 

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10. April 2022

Thomas W. Albrecht:  "Die besondere Kraft der achtsamen Sprache. Wie wir reden, bestimmt unser Leben"

Goldegg Verlag GmbH, Wien – Berlin 2022. ISBN 978-3-99060-143-3

 

Achtsame Kommunikation ist das Thema dieses neuen Titels von Thomas W. Albrecht. In „Die besondere Kraft der achtsamen Sprache“ widmet der renommierte Redner, Coach und Mentor sich einem seiner zentralen Themen: einer Kommunikation, die stets den richtigen Ton trifft, die glasklar formuliert und keinen Zweifel an den beabsichtigten Inhalten lässt, die aber dem Gegenüber stets mit Respekt und Achtsamkeit begegnet. Albrecht definiert die Sprache, in der wir miteinander – und mit uns selbst – reden und umgehen, als zentralen Schlüssel eines wertschätzenden Umgangs miteinander und damit nicht zuletzt als einen wesentlichen Bestandteil eines Lebens in Zufriedenheit und Übereinstimmung mit sich selbst.

 

Es gibt keinen Moment, in dem wir nicht kommunizieren. Unsere Körpersprache sendet auch dann Signale aus, wenn wir uns nicht verbal äußern, und selbst ohne ein Gegenüber ist unser Dasein von beständiger Kommunikation mit uns selbst geprägt. Unser Denken funktioniert in Form innerer Monologe, die der erste Schritt zum Erfolg sind. Wer beim inneren Monolog sich selbst gegenüber achtsam und respektvoll ist, setzt das auch in der Kommunikation mit anderen Menschen fort – auch wenn das Gegenüber eine andere Meinung vertritt. Achtsame Sprache ist der Schlüssel für gegenseitiges Verständnis. Das ist die Quintessenz des Buches, in dem folgerichtig Mentaltechniken eine bedeutende Rolle spielen. Der Rhetorik- und Kommunikationsexperte schildert die Technik und vor allem die grundlegende Haltung, an deren Ende eine erfolgreiche und zielführende Verständigung mit dem Gegenüber steht anhand zahlreicher unmittelbar verständlicher und eingängiger Beispiele und verweist darüber hinaus immer wieder auf Erkenntnisse aus der Psychologie.

 

In einer Zeit, in der verbale Entgleisungen an der Tagesordnung sind und sprachliche Gewalt insbesondere auf Social-Media-Alltag ist, legt der Kommunikationsexperte hier ein hoch aktuelles Buch, das den Weg zu einem neuen Miteinander weist. ES sind die eigenen individuellen Erinnerungen, die das Verhalten eines Menschen prägen und damit sein Verhalten sowie seine verbale Kommunikation und seine Körpersprache. Somit können Albrecht zufolge die Erfahrungen, Überzeugungen und Meinungen zweier Menschen niemals identisch sein, sondern sind stets Zeugnis einer einzigartigen Individualität jedes Einzelnen. „Achtsame Sprache ermöglichst es, dieser Einzigartigkeit gerecht zu werden, die jeweilige Individualität zu entdecken und sich weiterzuentwickeln“, schreibt der Autor und liefert eindrucksvolle Beispiele für Situationen, in denen absolut konträre Meinungen und unvereinbare Prinzipien bei genauerer und tieferer Betrachtung eventuell auf gemeinsamen Zielen basieren. Vielleicht ist es die Analyse der Sprachmuster jedes einzelnen in unserer Gesellschaft, die den Weg zu erfolgreichem gemeinsamem Handeln weist …

 

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29. März 2022

Edda Grabar, Ulrich Bahnsen: „Das Ende aller Leiden. Wie RNA-Therapien die Behandlung von Krebs, Herzkrankheiten und Infektionen revolutionieren“

Quadriga Verlag, Köln 2022. ISBN 978-3-86995-116-4

 

„Es gibt wohl kaum einen Bereich in der Medizin, in dem RNA-Therapien künftig keine Rolle spielen werden.“ Davon sind die beiden Autoren Edda Grabar und Dr. Ulrich Bahnsen, beide renommierte Life Science Journalisten, zutiefst überzeugt. In ihrem neuen Buch „Das Ende aller Leiden“ sprechen sie über eine neue Ära der Medizin, in der RNA-Therapien eine zentrale Rolle spielen und vielen Krankheiten, bei denen es heute noch keinerlei Hilfe für die betroffenen Patienten gibt, ihren Schrecken nehmen. Anschaulich, verständlich und mitreißend entführen Edda Grabar und Ulrich Bahnsen ihre Leser auf eine Reise in die Zentren der RNA-Forschung. Fast vermag der Leser den Wissenschaftlern bei der Arbeit im Labor zuzuschauen – wenn man denn bereit ist, sich auf diese spannende Reise in die Medizin der Zukunft zu begeben. Mit der ersten Zulassung eines RNA-Medikamente gegen die spinale Muskelatrophie, eine der schlimmsten Muskelerkrankungen, im Jahr 2018 begann der Siegeszug der Technologie, der mit den Corona-Impfstoffen die Welt vor schlimmerem bewahrte.

 

Das Buch schildert zum einen den langen Prozess der wissenschaftlichen Arbeit mit den RNA-Molekülen, der bereits in den 1970er Jahren begann. Aber erst im letzten Jahrzehnt lernte man, das empfindliche Molekül so zu handhaben, dass es als Medikament oder Impfstoff eingesetzt werden konnte. Neben trockenen wissenschaftlichen Fakten vermitteln die Autoren dabei immer wieder die Leidenschaft und Begeisterung, mit der Wissenschaft und Forschung für uns alle – zum Wohl der gesamten Menschheit – arbeiten. Und der ein oder andere Gänsehautmoment bleibt dabei nicht aus: „Anders als die WHO handelt eine ganze Reihe von Ätzten und Wissenschaftlern nach den Warnungen ihrer chinesischen Kollegen sofort. Unter ihnen sind auch drei deutsche Forscher: der Tübinger Biochemiker Ingmar Hoerr und das Mainzer Forscher-Ehepaar Özlem Türeci und Ugur Sahin. ,Als ich den Artikel im Lancet las, wusste ich, dass da ein riesiges Problem auf die Welt zurollt‘, wird Sahin später zitiert. Beiden war klar, was zu tun ist, ein Impfstoff musste gefunden werden: „Es gab keine Diskussion“, erinnert sich Türeci, „wir haben sofort angefangen.“ Mit der Entwicklung der RNA-Impfstoffe gegen Covid-19 schrieben Wissenschaft und Forschung Medizingeschichte, als deren Zeugen wir alle vor noch schlimmeren Auswirkungen der Pandemie nachhaltig geschützt wurden.

 

Warum die Hoffnung auf weitere Meilensteine und Therapien tatsächlich berechtigt ist, erklären die Autoren im Interview so: „Wir können tatsächlich Hoffnung auf eine Therapie für sehr, sehr viele Krankheiten haben. Das liegt vor allem daran, dass Wissenschaftler:innen nun verstehen, wie sie diese kleinen Moleküle nutzen und transportieren können. Biontech hat zum Beispiel einen ausgeklügelten Mechanismus entwickelt, wie ihre mRNA-Impfung quasi automatisch zu den wichtigen Abwehrzellen geleitet wird. Andere RNA-Unternehmen zielen mit ihren Molekülen in die Leber. Inzwischen zielen sie weitere Gewebe an. Deswegen glauben wir, dass in den nächsten Jahren wahnsinnig viel passieren wird. Es gibt wohl kaum einen Bereich in der Medizin, in dem RNA-Therapien künftig keine Rolle spielen werden. (…) Die vielen Millionen Menschen allein in Deutschland mit einer der 8000 seltenen Erkrankungen, die auf einem Gendefekt beruhen, werden sicherlich profitieren. Patienten mit Multipler Sklerose könnte zum Beispiel bald effektiv geholfen werden mit einer RNA-Behandlung. Schon jetzt gibt es eine RNA-Therapie für Menschen, die an sehr hohen Cholesterinwerten leiden. Und hoffen wir, dass die RNA-Medizin uns große Chancen für bessere Krebsbehandlungen eröffnet.“

 

Grabar und Bahnsen wollen mit ihrem neuen Buch Hoffnung und Zuversicht vermitteln – und das gelingt ihnen auch. „Wir haben bei unseren Gesprächen mit Wissenschaftler:innen, akademischen wie Pharmaforschern, so viel Enthusiasmus erlebt. So viel Optimismus, Mut und Engagement. Es sind ja nicht nur die Biotech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci, die mit ihrem ganzen Herzblut eine neue Technologie vorantreiben. Solche Wissenschaftler:innen sitzen in München, Hannover, Heidelberg, in Marseille oder London - eben nicht nur in den USA. Sie werden die Medizin verändern. Nicht über Nacht, aber gerade in den wenigen vergangenen Jahren ist der Fortschritt so schnell wie noch nie“, sagen die Autoren und beenden ihre Ausführungen in „Das Ende aller Leiden“ mit einem visionären Blick in die Zukunft – und einem unmissverständlichen Statement, in welch bahnbrechendem medizinischen Umbruch die Menschheit aktuell steht: „Die Epoche der RNA-Medizin beginnt jetzt gerade.“ …

 

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7. März 2022

Christoph Then: „Biologische Intelligenz. Über Evolution, Artenschutz und die Gentechnik“

Oekom Verlag, München 2021. ISBN 978-3-96238-357-2

 

„In jedem Fall müssen wir die Perspektive wechseln. Der Mensch steht nicht über allem, es gehört ihm nicht alles, die belebte Natur hat ihre eigenen Regeln und verfügt über eine Biologische Intelligenz, die wir mit unserer instrumentellen Vernunft längst nicht überblicken können. In einem nichtreligiösen Sinn sind wir Mitgeschöpfe, nicht Herrscher über das Leben. Und wir brauchen unseren ganzen Verstand, um die Grenzen des Wissens und unser Ausmaß an Verantwortung zu bestimmen.“ Das ist das Fazit, das Christoph Then gegen Ende seiner Ausführungen über die Biologische Intelligenz und eine damit einhergehende veränderte Sichtweise auf die Evolution, den Artenschutz und die Gentechnik zieht. Der Experte zum Thema Gen- und Biotechnologie setzt sich in diesem Buch ausführlich mit den Möglichkeiten des Eingriffs und der radikalen Veränderung des Erbguts auseinander, die die Gentechnik mit ihren Instrumenten wie der Genschere CRISPR/Cas oder durch die künstliche Synthese von Genen heute besitzt.

 

Christoph Then, der als Leiter seines unabhängigen Instituts für die Abschätzung der Folgen von Gen- und Biotechnologie die verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Perspektive des Schutzes von Mensch, Umwelt und Natur bewertet, plädiert dabei dafür, unser Verhältnis zur Natur neu zu definieren und weitreichende Schutzmaßnahmen für die Grundlagen des Lebens zu installieren. Und das alles fernab jeder wissenschaftsfeindlichen Sicht, sondern im Gegenteil evidenzbasiert und bis ins letzte Detail wissenschaftlich begründet – was bedeutet, auch die Dinge, die wir heute (noch) nicht wissen, zu benennen und in unsere Zukunftskalkulation einzubeziehen. Die an Fakten und Hintergründen reichhaltige Argumentation des Autors liest sich nicht im Vorbeigehen, sondern ist zugleich eine umfassende Einführung in die aktuellen wissenschaftlichen Diskussionen im Bereich der Gentechnik, der Evolutionstheorien und der zwischenartlichen Kommunikation. Wenn beispielsweise Bakterien mit den Zellen des menschlichen Körpers interagieren, liegt dieser Koexistenz Then zufolge ein „natürliches Koordinatensystem“ zugrunde, das der „gemeinsame Ursprung“ geschaffen hat. Dabei kommt der Biologischen Intelligent, die Then hier erstmals im Zusammenhang mit Evolution, Artenschutz und Gentechnik eingehender diskutiert und als „Kompetenz ohne Verständnis“ definiert, eine Schlüsselrolle zu. „Diese inhärente Biologische Intelligenz kennt keine Zwecke, Gründe und Ziele, sie ist Kompetenz ohne Verständnis. Sie repräsentiert die Erfahrung, welche die jeweilige Art (und ihre Vorstufen) im Laufe der Evolution in Bezug auf erfolgreiche Problemlösungen gesammelt haben. Damit erlaubt die Biologische Intelligenz auch Reaktionen auf sich verändernde Umweltbedingungen und ist auch die Grundlage für die Gestaltung der Umwelt durch die jeweiligen Arten bis hin zu staatenbildenden Insekten. In ihren Interaktionen zeigt sich eine hochkomplexe Biologische Intelligenz ohne bewusste Entscheidungen, ohne instrumentelle Vernunft und ohne technisches Design. Die Interaktionen beruhen auf einem unmittelbaren gegenseitigen Verstehen, das ohne Symbole oder Zeichen auskommt“ – im Gegensatz zu auf der Grundlage neuronaler Netzwerke funktionierender kognitiver Intelligenz, die viele Tierarten wie Hunde, Raben oder auch Menschen auszeichnet.  

 

Über die naturwissenschaftlichen Grundlagen hinaus setzt Then sich zudem mit umweltethischen Aspekten auseinander und dokumentiert seine Nähe zum philosophischen Gedankengut Karl R. Poppers, der jedes Leben als Kontinuum und unendliche Geschichte der einen ersten Urzelle versteht. Analog zum „Gesellschaftsvertrag“, der Konflikte innerhalb der menschlichen Gesellschaft regelt, fordert der Autor einen „Naturvertrag“, der das Leben und seine Grundlagen effektiv schützen soll und der gentechnischen Eingriffen in die Biologie des Lebens klare Grenzen setzen soll.

 

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11. Februar 2022

Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus: „Love People, Use Things. … Weil das Gegenteil nicht funktioniert“

dtv Verlagsgesellschaft, München 2021. ISBN 978-3-423-26312-2

 

Die Autoren Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus sind Minimalisten – und präsentieren ihre Lebensform auf den unterschiedlichsten Kanälen. Mit 30 beschlossen sie, ihr von gesellschaftlichen Normen bestimmtes Leben hinter sich zu lassen, denn: Weniger ist mehr! Ein Leben mit weniger Sachen, weniger Stress, weniger Ablenkung, weniger Unzufriedenheit. Dafür mit einem »Mehr« an Zeit, sinnstiftenden Beziehungen, innerem Wachstum und Zufriedenheit. Die beiden ebenso erfolgreichen wie überzeugten „Aussteiger“ widmen sich heute der Aufgabe, anderen Menschen zu helfen, in ihrem Leben aufzuräumen: das Zimmer, den Dachboden – und vor allem das eigene Denken und Leben.

 

Um Raum für mehr zu schaffen, widmen sie sich in ihrem aktuellen Buch „Love People, Use Things“ sieben grundlegende Beziehungen, die unser Leben bestimmen und die es ihrem Lebensstil zufolge neu zu bewerten gilt: Gemeint sind unsere Beziehungen zur Wahrheit, zu den Dingen, zum Selbst, zu Geld, zu unseren Werten, unserer Kreativität und vor allem zu anderen Menschen. „Oberflächlich betrachten wir den Minimalismus häufig als eine Form von Entrümpelung, aber vielleicht wäre uns mehr damit gedient, wenn wir ihn als eine Art Antiablenkungsstrategie sehen würden“, schrieben Millburn und Nicodemus und deuten damit die Bandbreite der Veränderungen an, die eine minimalistische Orientierung anstoßen kann: Weniger Ablenkung bedeutet mehr Kreativität – die Hirnforschung weiß diesen Ansatz evidenzbasiert zu untermauern. Geschichten, Fragen, die zum Nachdenken anregen, und Übungen, die helfen können, den eigenen Blick für das wesentliche zu schärfen erscheinen locker aneinandergereiht in einer leicht lesbaren Sprache. Fast unterhaltsam gelingt es den beiden dabei, Lebensweisheiten, Gesundheitstipps und nicht zuletzt das aktuelle Wissen der Neurophysiologie zu vermitteln.

 

„Love People, Use Things“ mag all jenen, die keine Lust auf tiefgreifende Fachbücher haben, helfen zu verstehen, wie schädliche Verhaltensmuster beseitigt und Beziehungen besser gepflegt werden können. Ob es sich Ernährungstipps oder Ratschläge zum Umgang mit Geld handelt: Die Autoren bewegen sich auch ohne dies explizit auszuführen stets auf dem Boden evidenzbasierten und belegten Wissens bzw. einem ethischen Bewusstsein von Verantwortung und Respekt voreinander. „Das Loslassen ist eine Art kostenlose Medizin“ ist eine ihrer Schlüsselbotschaften, wenn sie ihren Minimalismus als „eine Form des bewussten Lebens“ definieren.

 

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29. Jänner 2021

Melanie Pignitter: „Federleicht. Wie du loslässt und ein befreites und erfülltes Leben führst“

Goldegg Verlag, Berlin und Wien 2021, ISBN 978-3-99060-209-6

 

„Wenn Du fliegen willst lass los, was schwer ist“ ist eine der wesentlichen Botschaften dieses Titels von Melanie Pignitter. Die Autorin ist diplomierte Mentaltrainerin, Selbstliebe-Mentorin, eine der erfolgreichsten Mental-Bloggerinnen, die mit honigperlen.at mehr als fünf Millionen Menschen erreicht und inspiriert. Ihre eigene Geschichte ist keine außergewöhnliche: Wie in so vielen Biographien führte auch bei Ihr eine schwere Krankheit dazu, die Kraft ihrer Gedanken zu entdecken und sich selbst neu zu erfinden. In „Federleicht“ gelingt es der Autorin, diesen abstrakt erscheinenden Weg detailliert zu beschreiben und auf die wesentlichen Begriffe zurückzuführen: Loslassen wird zur Voraussetzung einer neuen Freiheit, aber Loslassen funktioniert nicht von selbst, sondern benötigt Urvertrauen. Nur dieser bedingungslose Glaube daran, dass jedes zunächst negativ erscheinende Moment im Leben letztlich auch etwas Positives mit sich bringt, ermöglicht Pignitter zufolge das Loslassen, das seinerseits Platz und neue Räume im Leben schafft und in diesem Zustand eine neue Leichtigkeit erleben lässt. Mit unzähligen hilfreichen Hinweisen und Anleitungen versucht die Autorin, ihre Leser auf diesem Weg ein Stück weit zu begleiten und arbeitet dabei mit bewährten Mentaltechniken wie bildhafte Vorstellungen, bewusste Akzeptanz und Perspektivenwechsel. Am Ende steht zumindest für die Autorin jenes Urvertrauen, das für Pignitter eines der großen Lebensziele ist: „Für Fortgeschrittene ist es sogar möglich, sich gar nichts auszumalen, sondern einfach nur darauf zu vertrauen, dass das Leben bestens für uns sorgt und uns immer zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort führt.“

 

Auch wenn „Federleicht“ hier und da die Grenzen des wissenschaftlich fundierten und evidenzbasierten Mentaltrainings verlässt, bietet Melanie Pignitter mit diesem Titel doch eine leicht lesbare und anregende Lektüre, die dazu auffordert, sich selbstständig mit den zentralen Fragen des eigenen Lebens auseinanderzusetzen. Ob diese Reise immer dem Weg Pignitters folgt, sei dahingestellt, mit Sicherheit führt sie zu einer selbstbestimmten Auseinandersetzung mit der eigenen Existenz und damit zu einer Möglichkeit, im eigenen Denken ein wenig „Aufzuräumen“, vergangene Erfahrungen hinter sich zu lassen und auf diesem Weg neues Selbstvertrauen zu entwickeln. „Federleicht“ ist eine ideale Einstiegslektüre in diesen Themenkreis.

 

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17. Januar 2022

Manfred Spitzer: „Das musikalische Gehirn. Wie Musik auf uns wirkt.“

mvg Verlag, München 2022. ISBN 978-3-7474-0246-7

 

Manfred Spitzer ist einer der bedeutendsten Hirnforscher Deutschlands, Autor zahlreicher Bestseller, darunter der Titel „Digitale Demenz“, und leidenschaftlicher Vortragender zu seinen Forschungsthemen, der bedingungslos zu seinen Positionen steht. Immer wieder hat der Professor, der die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen leitet, sich auch mit der Wirkung von Musik auf das menschliche Gehirn auseinandergesetzt und dabei erstaunliche Erkenntnisse gewonnen. Die Mechanismen, wie unser Gehirn Musik verarbeitet, sind vielschichtig und komplex, und einmal mehr gelingt es Spitzer, der es wie wenig andere versteht, wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso anschaulich wie fundiert zu vermitteln, in dem kleinen Bändchen „Das musikalische Gehirn. Wie Musik auf uns wirkt“ die neurobiologischen Zusammenhänge der Klangwelt in unserem Kopf in einfachen Worten und anschaulichen Bildern für ein breites Publikum zu erläutern. Warum wir Liebeslieder als schön empfinden, wie Musik unser Gehirn plastisch verändert und wie es überhaupt möglich ist, dass Schwingungen, also „wackelnde Luftmoleküle“, unsere Neuronen derart aktivieren, das alles schildert der renommierte Autor in einer leichten Sprache und in verblüffender Einfachheit, die den Leser an keiner Stelle überfordert.

 

Eine der zentralen Erkenntnisse dabei ist, dass Musik nahezu ausschließlich in unserem Gehirn stattfindet und keineswegs nur dort oben auf den weltberühmten Konzertpodium: „Auch wenn Sie in einem Sinfoniekonzert sitzen und merken, dass die zweite Geige vorn irgendwo nicht ganz richtig spielt: Eigentlich gibt es nur Gewackel [Anm.: erzeugt durch die durch Schwingung in Bewegung gesetzten Luftmoleküle] an Ihrem linken und an Ihrem rechten Ohr. Der ganze Rest findet in Ihrem Kopf statt!“ fasst Spitzer dieses ebenso offensichtliche wie im ersten Moment verwundernde Moment anschaulich zusammen. Ausführlich schildert er zudem, dass Musk das neuronale Belohnungssystem aktiviert und so dafür sorgt, dass wir uns gut fühlen und offen und aufnahmefähig für Neues sind … und dass unsere Kreativität erwacht, denn Musik hat über die Aktivierung des Belohnungszentrums hinaus die Eigenschaft, unsere Amygdala sozusagen stillzulegen. Wenn das Angstzentrum ausgeschaltet ist, kann sich die Kreativität entfalten … Aus diesen Zusammenhängen heraus wird klar, warum Musik unsere Gesundheit schützt und durchaus auch eine therapeutische Wirkung haben kann. Spitzer räumt der Musik dabei eine absolute Alleinstellung ein: „Ich kenne kein anderes Medium, das zugleich das Belohnungssystem, das System, das uns Spaß macht und das uns etwas lernen lässt, aktiviert und unser Angstsystem deaktiviert – außer Musik. Vielleicht ist das der Grund, warum zum Beispiel in Amerika im Jahr 2001 mehr Geld für Musik ausgegeben wurde als für sämtliche Medikamente zusammengenommen.“

 

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28. Dezember 2021

Tim Jackson: „Wie wollen wir leben? Wege aus dem Wachstumswahn“

oekom Verlag, München 2021. ISBN 978-3-96238-292-6

 

Es ist noch keine zwei Jahre her, dass die vermeintlichen Delfine, die in der Lagune von Venedig gesichtet worden seien, viral gingen und Social Media überfluteten. Die Bilder stellten sich später von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen als Fake heraus, Illusionen und Träume sollten und wollten nicht zerstört werden … Delphine wurden wenig später bei Sardinien tatsächlich gesichtet – und auch unsere Träume, angefeuert durch die inspirierende Kraft des Lockdowns, hält Tim Jackson, britischer Ökonom und Bestseller-Autor, für gerechtfertigt. Fernab jeder sonst weitgehend üblichen Trennung vermag er in seinem neuen Buch „Wie wollen wir leben? Wege aus dem Wachstumswahn“ Fakten und Zahlen mit Philosophie und Poesie, wirtschaftliche Realitäten mit visionären Denkmöglichkeiten zu verbinden. Er stellt die Frage nach gangbaren Wegen aus dem Wachstumswahn und lässt seine Reflektionen zu einem Abgesang auf den Kapitalismus werden. Zugleich präsentiert er mit diesem Buch ein leidenschaftliches, bildreiches Manifest für ein anderes Wirtschaftssystem, eine Postwachstums-Vision, in der Wohlstand mehr bedeutet als materieller Überfluss.

 

„Der Lockdown hat unsere Fantasie freigesetzt, von einer besseren Zukunft zu träumen. An eine gesündere Welt zu glauben, Dinge zu genießen, die wir vergessen hatten oder noch gar nicht kannten. Saubere Luft. Weniger Verkehr. Ein blauerer Himmel. Weniger Kondensstreifen. Mehr Zeit füreinander. Weniger Erfolgsdruck. Mehr Freundlichkeit gegenüber Fremden. Weniger Lärm. Mehr Verbundenheit mit der Natur. Weniger Hektik. Mehr Raum für innere Einkehr. Delfine in Venedig. War es so falsch, darauf zu hoffen, dass einiges davon Bestand haben würde?“ – Für Tim Jackson, der neben dieser Zustandsbeschreibung des Lockdowns auch einen klaren analytischen Blick auf die Neuartigkeit der frühen Corona-Politik wirft, die wenige Wochen vor der Pandemie noch als denkunmöglich verworfen worden wäre, ist die Antwort klar: „Warum nicht!“ ist für den Wirtschaftswissenschaftler die entscheidende Frage aller Visionäre … Für Jackson lebt die Vision eines vernunftbasierten neuen Systems, das im Frühjahr 2020 für einen Moment Wirklichkeit zu werden schien: „Während eines kurzen Fensters der Vernunft wurden die Ideologien des Kapitalismus beiseitegelegt“, befindet der Autor …

 

Weitblickend und vor einem umfassenden historischen und geistesgeschichtlichen Hintergrund erklärt der Universitätsprofessor und gleichzeitig preisgekrönte Dramatiker, warum Wettbewerb und Konkurrenzdenken Auslaufmodelle sind – und weiß sich damit in absoluter Übereinstimmung mit den Lebenswissenschaften, die evolutionäre Prozesse zunehmend auch im Widerspruch zu Darwin erklären. Wortgewandt plädiert Jackson Seite um Seite dafür, das Mantra des Mehr und den Glauben an beständiges Wachstum hinter uns zu lassen und zu einem Gleichgewicht zu kommen, das er als den Kern von Wohlstand definiert – ganz dem Vorbild biologischer Systeme und des Lebens schlechthin folgend. Wie von selbst offenbaren sich so die Denkfehler des Kapitalismus in seiner heutigen Form, organisch setzt der Prozess der Veränderung bei einer Neudefinition des Bestehenden an. Kluge Investitionen werden in dieser neuen Erzählung jenseits von Davos zu einem Versprechen an die Zukunft mit völlig neuer Bedeutung: Für Jackson bedeutet Investition, „die physische Infrastruktur für ein Leben ganz anderer Art aufbauen und pflegen zu lernen.“ Im Buch stellt er die zentralen Fragen: Was ist im Leben wirklich wichtig? Warum halten wir an einem Wachstumsglauben fest, der erwiesenermaßen zu ökologischer Zerstörung, sozialer Instabilität und zu einer globalen Gesundheitskrise geführt hat? Welche Wege wollen wir in Zukunft beschreiten? In einer Zukunft, die der Professor für nachhaltige Entwicklung an der University of Surrey (UK), der seit über drei Jahrzehnten die moralischen, wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen von Wohlstand auf einem endlichen Planeten erforscht, in poetischen Farben zu zeichnen versteht: „Die Zukunft ist ein anderes Land. Dort macht man alles anders. Jenseits der Grenzen des Reichtums liegt ein Reichtum, den uns nur die Grenzen offenbaren können. Grenzen sind das Tor zum Grenzenlosen“ …

 

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5. November 2021

Joachim Bauer: „Das empathische GEN. Humanität, das Gute und die Bestimmung des Menschen. Wie Denken unsere Gene beeinflusst.“

Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2021. ISBN 978-3-451-03348-3

 

Joachim Bauer ist Mediziner und Neurowissenschaftler. Und dass es gerade ein Buch aus diesem Bereich ist, das wie wenig andere Titel präzise und treffgenau die großen Fragen und Probleme unserer Zeit anspricht, zeigt einerseits, wie lebensnah und unverzichtbar die neuesten wissenschaftliche Erkenntnisse aus diesen Bereichen sind, zum anderen aber auch – und das ist das eigentlich dramatische daran – an welch existenziellem Wendepunkt die Welt, die Menschheit, die Gesellschaft sich befinden. Die Frage, wie wir unsere Zukunft gestalten und miteinander umgehen, ist nicht nur eine Frage, der man mit vermeintlich unterschiedlichen Meinungen begegnen kann, sondern es ist die existenzielle Frage der Menschheit schlechthin – und darüber hinaus unserer eigenen ganz individuellen Gesundheit.

 

Der Mensch ist nicht dazu gemacht, den Eigennutz über alles zu stellen, sondern genetisch sind wir darauf ausgerichtet, in einem guten sinnerfüllten Leben der Empathie jenen Raum zu verleihen, der notwendig ist, damit sie gemäß unserer biologischen Anlagen, unserer Gene, das soziale Miteinander ermöglicht und das Individuum vor Krankheiten schützt. Bauer selbst hat an den biochemischen Mechanismen, die durch unser Denken und unsere geistige Haltung ausgelöst werden, geforscht: Der Mensch ist nicht nur durch seinen Geist, sondern auch durch seine Biologie ein auf Humanität – auf Menschlichkeit – ausgerichtetes Wesen. Unsere Gene sind keine Egoisten. Sie kommunizieren und kooperieren. Sie reagieren auf Umwelteinflüsse und auf unseren Lebensstil. Mehr noch: Eine aus freiem Entschluss gewählte innere Haltung, die auf ein Sinn-geleitetes, prosoziales Leben ausgerichtet ist, begünstigt Genaktivitäten, die unserer Gesundheit dienen. Wenn Menschen ihre sozialen Potentiale ausschöpfen und sich den Wunsch nach einem guten, sinnerfüllten Leben zu eigen machen, wird ihnen dies auch helfen, ihre Gesundheit zu schützen und ihre inneren Heilkräfte zu stärken.

 

Wir brauchen heute weder esoterisch anmutende Glaubenssätze noch politisch motivierte Kritik aus einem neoliberalen Gestern, sondern wir können mit sauberen naturwissenschaftlichen Methoden nachweisen, dass die großen Zivilisationskrankheiten unserer Zeit, die selbstverständlich Folgen des individuellen Lebensstils sind, auch durch eine fehlgeleitete un-menschliche soziale und gesellschaftliche Haltung entstehen: nicht nur aus ethischer, sondern insbesondere auch aus biologischer Sicht! Bauer, Facharzt für Innere Medizin und Psychiatrie und in beiden Fächern habilitiert, zeichnet den Mechanismus auf, der neurobiologisch zu Aggressionen und der biochemisch zu einer erhöhten Aktivität der Entzündungsmechanismen eines Organismus führt, der somit Probleme auf gesellschaftlicher und individueller Ebene gleichermaßen verursacht. Welch weitreichende Konsequenzen dieses Wissen hat, erläutert der renommierte Neurowissenschaftler ausführlich, wenn er die Zusammenhänge zwischen Bildung und Aufklärung, zwischen einem sinn-orientierten Leben und demokratischer Ordnung aufzeichnet. „Menschenliebe, die Freude an Sinn-geleitetem Leben, an Bildung und kultureller Kreativität, an produktiver Arbeit, an gegenseitiger Hilfeleistung, Fairness und Gerechtigkeit sind anthropologische Konstanten, zu denen die Menschheit immer wieder zurückkehren wird. Angst und Dummheit und die mit ihnen einhergehenden Untugenden der Habgier, der Aggression und der Unfairness haben die Tendenz, sich zu reproduzieren. Diese Reproduktionszyklen lassen sich aber auch unterbrechen – durch Bildung, durch Sinn-geleitetes Leben, durch Zivilcourage, durch Mut und Kampfgeist im Dienst von Freiheit und Vernunft, kurz durch alles das, das „neue Aufklärung“ und „gutes Leben“ ausmacht.“ … die Hoffnung stirbt zuletzt …

 

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25. Oktober 2021

Christian Greis: Zur Zukunft eines bedingungslosen Grundeinkommens. Eine soziologische Bestandsaufnahme
Promedia Verlag, Wien 2021 

ISBN: 978-3-85371-487-4

 

Der Soziologe Christian Greis bietet mit seinem neuen Buch zur Zukunft des bedingungslosen Grundeinkommens nicht nur eine der bisher umfassendsten Informationen zum Thema, sondern insbesondere eine auf wissenschaftlichen Daten basierende Auseinandersetzung mit der zentralen Frage, ob und in welcher Form das Grundeinkommen als sozialpolitisches Modell zukunftstauglich ist. Dass er dabei u.a. auch ausführlich auf den ideengeschichtlichen Hintergrund eingeht und das Grundeinkommen damit durchaus in den Wurzeln abendländischen und europäischen Denkens verankert sieht, geschieht in der gesellschaftlichen Diskussion dieser Thematik hier vermutlich erstmals in dieser Ausführlichkeit. Zudem setzt der Autor sich mit unterschiedlichen Finanzierungsmodellen auseinander. Soziologische Faktoren, die für eine Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens sprechen, wie der Abbau des Sozialstaats, die Flexibilisierung und der demografische Wandel, werden ebenso analysiert wie die Argumente der KritikerInnen des Grundeinkommens. Am Ende kommt der 1993 in Schlanders (Südtirol/Italien) geborene Soziologe, der beruflich in der offenen Jugendarbeit tätig ist, zu einer eindeutigen und weitreichenden Antwort auf die Fragen und zu einer nicht minder eindeutigen Positionierung in der Diskussion: Ist ein bedingungsloses Grundeinkommen, das sozial gerecht und finanzierbar ist, überhaupt möglich? Auf der Basis evidenzbasierter einerseits ethisch-sozialer und andererseits wirtschaftlich-ökonomischer Überlegungen gelangt Christian Greis mit seinen Überlegungen zu einem überzeugenden Ja. Denn: "Die soziale Existenz der Bürger*innen muss, zumal in einer der reichsten Gesellschaften der Welt, bedingungslos gewährleistet sein, materielle Grundsicherung als unbezweifelbares soziales Bürgerrecht anerkannt werden", zitiert Greis eine der renommierten sozialogischen Studien aus dem Jahr 2016.

 

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17. Oktober 2021

Thomas Hohensee

Außergewöhnlich entspannt. Das geniale Anti-Stress-Programm der Stoiker

Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2021.

ISBN 978-3-451-60105-7

 

 

„Glück beginnt im Kopf, Gelassenheit und Liebe auch. Das ist die grundlegende Erkenntnis der Stoiker. Die Umstände sind nicht egal, aber nicht so wichtig, wie die meisten glauben. Oder mit den Worten Epiktets: Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns, sondern unsere Meinungen und Urteile über die Dinge.“ So fasst Thomas Hohensee, Gelassenheitsexperte, Coach und einer der erfolgreichsten Autoren Deutschlands, die zentrale These des Gedankenguts der Stoiker zusammen und gibt mit seinem neuesten Buch „Außergewöhnlich entspannt“ sozusagen eine Gebrauchsanleitung der antiken philosophischen Strömung für das 21. Jahrhundert.

 

Gelassenheit und Gleichmut sind nicht nur heute in aller Munde und zentrale Begriffe des Achtsamkeits- und Mentaltrainings, sondern sind ebenso die Basis der uralten Ideen der Stoiker, die gerade eine neue Blütezeit zu erleben scheinen. Thomas Hohensee entdeckt die Philosophie der Stoiker neu und zeichnet Wege auf, wie wir dieses uralte Wissen der Menschheit heute nutzen können, um dem täglichen Stress Herr zu werden und allen Unsicherheiten und Krisen der Gegenwart zum Trotz ein gutes und entspanntes Leben führen zu können. Dabei predigen weder die Stoiker noch Hohensee asketische Zurückgezogenheit, sondern es ist gerade das vitale aktive Leben, das uns geradezu herausfordert, die antiken Ideen neu zu denken, uns zu vergegenwärtigen und zum Leitfaden unserer Lebensweise werden zu lassen. Ebenso kenntnisreich wie lebensnah schildert Thomas Hohensee in einer philosophischen Topoi fernen und leicht lesbaren Sprache, welche Aspekte der stoischen Philosophie wir für unseren Alltag gewinnbringend nutzen können.

 

Immer wieder fordert er ganz im Sinne der Stoiker, die die Vernunft als zentralen Wert des menschlichen Daseins betrachteten, eben mittels jener Vernunft den großen Fragen und Problemen unserer Zeit zu begegnen. Und formuliert damit gleichzeitig zumindest unterschwellig einen durchaus gesellschaftskritischen Ansatz: „Die Stoiker liebten es zu denken“ – eine Fähigkeit, die Hohensee zufolge heute „nicht mehr jedermanns Sache ist“. Er fordert dazu auf, Dinge und Meinungen zu hinterfragen, sich von alten Vorurteilen zu lösen, sich mit neuen Themen zu beschäftigen – und vor allem aktuell und brisant: „UNVERNÜNFTIGE Denkweisen durch neue, rationalere zu ersetzen“. Hohensees zentrales Credo für eine erfolgreiche Lebensgestaltung gerät denn auch zu einer leidenschaftlichen Ode an eine reflektierte Auseinandersetzung mit dem eigenen Weltbild und fordert auf, das eigene Denken aus einer Metaebene heraus zu betrachten: „Viele Menschen kommen nie auf die Idee, über ihr Denken nachzudenken. Was denke ich eigentlich? Welche Auswirkungen haben meine Gedanken auf meine Gefühle, auf mein Handeln und damit auf mein Leben? Diese Fragen stellen sich die allerwenigsten täglich, zu ihrem eigenen Schaden. Alles beginnt im Kopf: Freundschaft, Feindschaft, Glück und Unglück, Stress und Ruhe. Träume beginnen mit einem Gedanken. Das Haus, in dem Sie wohnen, war einmal eine bloße Zeichnung auf dem Tisch einer ArchitektIn. Zu dem Punkt, an dem Sie heute stehen, haben Ihre Entscheidungen Sie geführt, nicht die äußeren Umstände allein. Wo Sie in Zukunft stehen werden, entscheiden Sie heute und in den folgenden Tagen, ob Sie sich dessen bewusst sind oder nicht. Denken Sie einmal darüber nach!“

 

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10. Oktober 2021

Iris Origo

Eine seltsame Zeit des Wartens. Italienisches Tagebuch 1939/40

Übersetzt von Anne Emmert. Mit einem Vorwort von Lucy Hughes-Hallett und einem Nachwort von Katia Lysy

Berenberg Verlag, Berlin 2021.

ISBN 978-3-949203-07-7

 

„Ein ruhiger herrlicher Sommerabend; die Trauben reifen, die Ochsen pflügen. Nur der Mensch ist völlig verrückt geworden.“ … In der Rückschau ist es leicht, Anzeichen für drohendes Unheil auszumachen. Aber wer mittendrin in der Geschichte steckt, kann nur versuchen, sich aus Gehörtem, Gesehenem und Gelesenem ein Bild zusammenzusetzen. Im ­Sommer 1940 tritt Italien in den Zweiten Weltkrieg ein, ein gutes Jahr zuvor beginnt Iris Origo ihr Tagebuch. Die Britin lebt in der Toskana, ist aber auch in Rom bestens vernetzt. Und während die Nazis über halb Europa hinwegziehen, spricht sie mit Bauern und Politikern, hört Radio und liest Zeitungen – und hält alles fest. So gibt ihr Tagebuch nicht nur Einblick ins faschistische Italien, sondern auch ein Gefühl dafür, wie es ist, wenn die Welt am Wendepunkt steht.

 

Eingebettet in ein jeweils ausführliches Vor- und Nachwort, das die Persönlichkeit der Autorin vorstellt und in den historischen Kontext stellt, sind die Gedanken Origos lebendiges Zeugnis europäischer Geschichte und aus unterschiedlichen Blickwinkeln auch aktuell von besonderem Wert. Heute leben wir mit den sozialen Medien, früher waren es Zeitung und Rundfunk, die umfassend und aus unterschiedlichen Blickwinkeln informierten. Wie sehr diese verschiedenen Perspektiven helfen, das Geschehen einzuordnen, dokumentiert Iris Origo ebenso wie den unverzichtbaren Wert direkter und sachlicher Information. Wieviel leichter könnten wir alle heute an derartige Informationen kommen … stattdessen beherrschen Infoblasen und gelenkte Informationen immer bedeutendere Teile unseres gesellschaftlichen Diskurses – mit allen unkalkulierbaren Risiken und dramatischen Nebenwirkungen. Darüber hinaus beschreibt Iris Origo Gedanken, Gefühle und Hoffnungen, die den Alltag bestimmen, während „draußen“ die Welt aus den Fugen gerät … Die Gefühle und Gedanken der Britin, die ihre Heimat in Italien fand, sind zweierlei: eine Geschichtsstunde, in der Anschauung und unmittelbare Betroffenheit ein Erkennen und Verstehen ermöglichen, das weit über Lernen und Erfahren hinausgeht – und auf der Basis dieses Erkenntnisprozesses eine Anregung zum  Nachdenken über unsere Gegenwart und ihre unleugbar präsenten Gefahren für die Demokratie ... "nur der Mensch ist völlig verrückt geworden" ... 

 

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23. September 2021

Christian Vagedes: „Die vegane Revolution. Gesünder leben, Tiere retten und den Planeten schützen“

Westend Verlag 2021. ISBN 978-3-86489-288-2

 

Der Titel ist mehr als berechtigt! Christian Vagedes neues Buch fordert tatsächlich nicht weniger als eine Ernährungsrevolution – und zugleich nicht mehr als einen Lebensstil, der dem One Health-Gedanken entspricht und der die einzige Rettungschance für unsere Lebensgrundlagen auf diesem Planeten ist. Dabei weiß der Autor sehr genau, wovon er spricht und belegt einmal mehr, dass nahezu jede progressive auf Veränderung und Erneuerung angelegte gesellschaftspolitische Forderung evidenzbasiert argumentiert ist und durch unzählige wissenschaftliche Erkenntnisse, deren Verbindlichkeit zu den Grundlagen der Demokratie gehört, belegt ist. Man kann auch sagen: Progressiv ist hier das neue Konservativ – im wahrsten Sinne des Wortes, bedeutet das lateinische Wort „conservare“ doch „bewahren“, „retten“ und „schützen“. Also: Verinnerlichen wir gemeinsam den heute noch revolutionär scheinenden Überlegungen und Forderungen des Autors, die morgen unsere alltägliche Realität sein werden, und schützen das, was das Leben des Menschen auf dieser Erde auch in Zukunft garantiert. Christian Vagedes ist prädestiniert, diese Zusammenhänge aufzuzeichnen: Der Designer, Verleger und Komponist, der sich seit Jahren gesellschaftspolitisch engagiert, hat den veganen Aufbruch in Deutschland maßgeblich angeregt und mitgestaltet.

 

In „Die vegane Revolution“ scheut Christian Vagedes keineswegs davor zurück, die Probleme in einer markanten, hier und da bewusst provozierenden Sprache zu skizzieren – egal ob es dabei um die an der Supermarktkasse alltägliche breite Unterstützung der Machenschaften der Lebensmittelindustrie geht oder um die Jägerei, die er in Übereinstimmung mit einem Zitat des ersten deutschen Bundespräsidenten, des Liberalen Theodor Heuss, als „Nebenform der menschlichen Geisteskrankheit“ betrachtet. Und gleichzeitig sieht Christian Vagedes verständnisvoll und wohlwissend um die menschlichen Empfindungen Lichtblicke, wenn er sich dem Umstand widmet, dass ein Großteil der Menschen vor dem Tierleid und den Realitäten des Schlachthofs und der Fleischindustrie die Augen verschließt: „Das will ich gar nicht hören. Das will ich gar nicht wissen. Der wahre Schmerz, den wir verdrängen, ist doch gar kein schlechtes Zeichen für uns Menschen. Er drückt nämlich im Gegenteil die Wahrheit aus, dass wir das Tierleid nicht wollen. (…) Deshalb und nur deshalb haben wir im Lauf der Jahrzehnte die Schlachthäuser aus den Innenstädten verbannt. Weil das keiner sehen wollte und in Wirklichkeit ein mitfühlender Mensch auch nicht mehr ertragen möchte.“

 

Ein breiter Umstieg auf eine vegane Lebensweise ist für Christian Vagedes die Basis und die Grundvoraussetzung für einen grundlegenden Wandel, eine These, die sich mit Daten der Universität Oxford auch in harte Zahlen übersetzen lässt: So entspricht die CO2-Einsparung durch den Umstieg auf eine vegane Ernährung pro Jahr acht Flügen zwischen Berlin und London. Und wieder richtet sich der Blick de Autors nach innen, auf die individuelle Empfindsamkeit jedes einzelnen: „Die Klimaerwärmung können wir ganz sicher nur dann aufhalten, wenn wir Herzenswärme zulassen. Dafür müsste jeder Einzelne von uns einen inneren Klimawandel durchlaufen.“

 

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16. September 2021

Ina Schmidt: „Die Kraft der Verantwortung. Über eine Haltung mit Zukunft“

Edition Körber, Hamburg 2021. ISBN 978-3-89684-285-5

 

Philosophische Literatur hat stets ihren eigenen Stil, ihre eigenen Herausforderungen – seit Jahrhunderten und Jahrtausenden. Dabei macht auch die jüngste Publikation der deutschen Philosophin und Publizistin Ina Schmidt zum vieldiskutierten Thema der Verantwortung keine Ausnahme. Philosophische Schriften scheinen zunächst einmal nur theoretisch, und es dauert ein wenig, sich soweit in ein Gedankengerüst einzulesen, dass man schließlich die Essenz und damit seine ebenso lebensnahe wie gesellschaftsrelevante Botschaft erkennt.  Das ist bei Ina Schmidt nicht anders, und letztendlich ein besonders intensives Erlebnis, verspricht doch bereits der Titel eine hochaktuelle Thematik: „Die Kraft der Verantwortung. Über eine Haltung mit Zukunft“ greift zentrale Begriffe der gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskussionen auf, und die Philosophin hat einiges dazu zu sagen.  

 

Schmidt distanziert sich in ihrer Definition von Verantwortung durchaus von einer langen männlich dominierten Tradition der deutschen Philosophie: „Verantwortung soll hier nicht als moralische Einschränkung eines bestehenden Sittengesetzes oder strenge Pflichterfüllung qua Regelkatalog verstanden werden, die wir uns mühsam über Reflexion und kognitive Erkenntnisse erarbeiten müssen, sondern als ein uns innewohnendes Streben, das Gute zu wollen.“ Angesichts der fortschreitenden Erkenntnisse der Natur- und Lebenswissenshaften, denen die Philosophie ebenso wie die Geisteswissenschaften meist ein wenig nachhängt, ist die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, prinzipiell eines der letzten – vielleicht das letzte Merkmal, das den Menschen von anderen Säugetieren unterscheidet. Schmidt sagt es weniger unvermittelt und bezeichnet das Streben nach dem Guten – ihrer Definition folgend also das verantwortungsvolle Handeln – als bedingungslosen Bestandteil der conditio humana. Und macht es der Menschheit mit diesem weitfassenden Verständnis durchaus leicht, sich in der Definition wiederzufinden …  

 

Neben ihrer eigenen Position bietet Ina Schmidt mit diesem Buch auch einen Streifzug durch die Philosophiegeschichte, betrachtet den ethischen Ansatz der antiken Stoa ebenso wie die Überlegungen des dänischen Philosophen und Schriftstellers Sören Kierkegaards oder die Thesen der Gegenwartsökonomin und Transformationsforscherin Maja Göpel. Aktuell und lebensnah werden Schmidts Aufzeichnungen dabei natürlich auch durch die beständigen Bezüge zu den großen Themen unserer Zeit: die Klimakrise, die Pandemie, ein entfesseltes Finanzsystem, das „Wirecard“ möglich macht. „Aber auch hier gilt es sich zu fragen, welche Möglichkeiten ein System eröffnet, das bestimmte Handlungsweisen als erfolgreich belohnt, die sich gerade nicht von moralischen Grundsätzen leiten lassen“, bezieht die Philosophin deutlich Position.

 

Am Ende steht bei Ina Schmidt mit einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft das Prinzip Hoffnung: „Treten wir also einen Schritt zurück und lernen, das ganze Bild zu sehen: unsere Erde, unser Leben, wie klein das vermeintlich Große ist, wie verletzlich – und wie sehr auf ein menschliches Empfinden der Fürsorge angewiesen, das genau dafür Verantwortung zu übernehmen bereit ist.“

 

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30. August 2021

Dr. Eckart von Hirschhausen:  „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“

dtv, München 2021. ISBN 978-3-423-28276-5

 

Hirschhausens neuestes Werk ist anders. Der Bestseller-Autor, der bisher stets mit seinem bedingungslos positiven Weltbild punktete und mit jedem Wort gezielt gute Laune zu versprühen schien, zeigt sich diesmal skeptischer, kritischer, besorgter – dem Thema durchaus angemessen, geht es in „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“ doch um nicht mehr und nicht weniger als unser aller Gesundheit. Und damit sind nicht nur wir Menschen gemeint, sondern ebenso unsere Heimat, die Erde. Gleichzeitig ist der Titel dennoch auch „typisch Hirschhausen“, denn es gelingt dem Arzt, Kabarettisten und Publizisten hier einmal mehr in gewohnter Manier, tiefe Wahrheiten in schlichter Einfachheit zusammenzufassen und auszusprechen. Das ist Hirschhausens großes Verdienst – auch und gerade in diesem Titel, der viele der großen Themen unserer Zeit in nicht unbedingt überraschende Zusammenhänge stellt – zumindest nicht für diejenigen Leser, die sich bereits länger mit der Materie beschäftigen, der aber mit Sicherheit die unübersehbaren und offensichtlichen Querverbindungen logisch und nachvollziehbar aufzeichnet, und gerade dadurch eine besondere Überzeugungskraft gewinnt.

 

Hirschhausen zeichnet Widersprüche auf, Paradoxien unseres gelebten Alltags, stellt scheinbare Selbstverständlichkeiten in Frage und gelangt so zu der Überzeugung, dass wir alle, die wir besser und länger leben als jede Generation vor uns, es soviel schöner haben könnten – und vor allem gesünder. An Handlungsoptionen mangelt es nicht: „Ein Anfang könnte sein: Geld für das richtige auszugeben. Warum stecken wir Milliarden in die Werbung für Lebensmittel, die als Mittel zum Leben nicht taugen? (…) Außerdem müssen die Lebensmittelpreise die Produktions- und Umweltkosten ehrlich widerspiegeln. Wir Deutsche geben mur einen recht geringen Anteil unseres Einkommens für Essen aus. Dabei sollte uns gutes Essen etwas wert sein. Weiterhin sind soziale Maßnahmen nötig, um eine anhaltend schlechte Ernährung in einkommensschwachen Gesellschaftsschichten zu vermeiden. Und schließlich ist eine wirksame Steuerung der Land- und Meeresnutzung unabdingbar. Dazu zählen der Schutz intakter Naturgebiete, die Wiederherstellung degradierten Landes, die Abschaffung schädlicher Fischereisubventionen und die Schließung von mindestens zehn Prozent der Meeresgebiete für den Fischfang.“

 

Große Passagen des Buches basieren auf Gesprächen und Treffen mit renommierten Vordenkern und Vorbildern im Kontext der Klimathematik. Eckart von Hirschhausen zeigt, was die globalen Krisen unserer Zeit für die Gesundheit von jedem Einzelnen von uns bedeuten und gelangt letztlich zu einem Fazit, das die Sorgen um die Zukunft des Planeten nicht relativiert, sondern zu einer eklatanten Überlebensfrage der Menschheit macht: „Wir müssen nicht die Erde retten, sondern uns“, sagt Hirschhausen und argumentiert auch in diesem subjektiv-persönlichen Sachbuch gewohnt leidenschaftlich und pointiert, wenn er beispielsweise vom „kollektiven Selbstmord der Menschheit“ spricht. Dabei macht er den Leser immer wieder auf allzu menschliche und damit weit verbreitete Gewohnheiten aufmerksam, die den Notwendigkeiten unserer Zeit oft diametral entgegenstehen. „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben, … wenn wir so viel Ahnung hätten wie Meinung“ ist eine ebenso unverhohlene wie berechtigte Kritik an gesellschaftlichen Positionen und politischen Statements, die blind gegenüber jeglicher Evidenz keinerlei Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten (wollen).

 

Abgesehen vom lesens-, wissens- und verinnerlichungswerten Inhalt: Der Titel gehört zu einem der graphisch ganz besonders gelungenen Bücher, in dem zum einen wesentliche Informationen übersichtlich und optisch eindringlich zusammengefasst sind, in dem aber ebenso subtile Elemente und Farbschattierungen der Dringlichkeit der Thematik ein lebendiges Gesicht geben.

 

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3. August 2021

Theresa Leisgang, Raphael Thelen:

„Zwei am Puls der Erde. Eine Reise zu den Schauplätzen der Klimakrise – und warum es trotz allem Hoffnung gibt“

Goldmann Verlag, München 2021. ISBN 978-3-442-31596-3

 

Was als Reise zweier Auslandsjournalisten beginnt und als intensive Recherche vor Ort geplant war, endet schließlich Monate und eine Pandemie später als Reise zu sich selbst, in das eigene Handeln und Verstehen, um der Klimakrise und – mehr oder weniger damit verbunden – allzu vielen Unzulänglichkeiten und Problemen dieser Welt zu begegnen.   

 

Theresa Leisgang und Raphael Thelen schildern in „Zwei am Puls der Erde“ entwaffnend ehrlich ihre Eindrücke und Gefühle, ihre Ängste und Hoffnungen während einer Reise, die in Südafrika begann, dann durch den Ausbruch der Pandemie jäh unterbrochen wurde und schließlich am nördlichen Polarkreis endete. Alle Klimazonen wollten die Journalisten durchreisen, die Probleme vor Ort verstehen und sehen, wie die Menschen ihnen begegnen. Die Unterbrechung der Reise sollte das Unterfangen keineswegs verhindern, im Gegenteil: Sie verliehen den ursprünglichen Plänen eine neue und unerwartete Dimension. Sehr persönlich, manchmal fast tagebuchähnlich, schildern die beiden Autoren die eigene Einsicht, wie sehr sie selbst Teil des Systems sind, und die aktive Suche nach Alternativen. Neue Handlungsmöglichkeiten offenbaren sich durch neue Lebensformen, und am Ende gelangen die immer evidenzbasiert arbeitenden und argumentierenden Journalisten zu einer ebenso überraschenden wie berührenden Antwort, die ihr Leben verändert – und auch am Leser keineswegs spurlos vorüberzugehen vermag.

 

So wie die Herangehensweise verändert sich auch der thematische Schwerpunkt des Buches: Am Anfang stehen entsprechend den ursprünglichen Plänen die Probleme im Mittelpunkt, die der Klimawandel mit sich bringt, der kein Lehrstück und keine disruptive Utopie wissenschaftlicher Literatur ist, sondern stattfindet: hier und jetzt. Theresa Leisgang und Raphael Thelen berichten von den Bränden in Südafrika, von Wassermangel, der den Alltag der Menschen prägt, skizzieren die physikalischen Zusammenhänge zwischen den Klimaveränderungen und den Problemen. Pandemiebedingt zurück in Berlin und schließlich in Großbritannien werden neben den Klimafragen soziologische Überlegungen zum weiteren Schwerpunkt. Über die physikalische, naturwissenschaftliche Ebene hinaus taucht der Leser tief in die Gedanken und Vorstellungen alternativer Lebensformen ein – eine unerwartete und im Grunde höchst willkommene und vor allem wertvolle Chance, gemeinsam mit den Autoren das eigene Leben und Handeln zu hinterfragen, eventuell anzupassen. Leisgang und Thelen verstehen ihre Gedanken als „Einladung, eine neue Welt zu denken und zu erschaffen; wie eine Krebskranke, die sich nach der Diagnose genau überlegt, was ihr eigentlich wíchtig ist, und ihr Leben entsprechend umkrempelt. Auch wenn es zu spät sein könnte, zu alter Gesundheit zurückzukehren, ist die Klimakrise unser globaler Weckruf, alles infrage zu stellen und die Welt neu zu denken – und dann unseren Platz darin zu finden, als Gleiche unter Gleichen, gehalten, verbunden und lebendig.“

 

Die beiden Autoren haben die Lektion, die diese Reise ihnen bot, verstanden und gelangen am Ende, als sie das Nordpolarmeer erreichen, zu einer unerwarteten Botschaft. Selbst verwundert über ihre Gefühle, über das Ausbleiben der Wut über die Zerstörungen des Planeten durch die Industriestaaten, nutzen sie die Chance, zu einer neuen Lebensweisheit zu gelangen. Die Erkenntnis, dass Angst letztlich immer die Liebe zum Leben zugrunde liegt, wird zum neuen „Prinzip Hoffnung“, denn auch angesichts aller dramatischen Facetten der Klimakrise: „Wie können uns dafür entscheiden, die Welt gemeinsam zu gestalten. Wir beide haben auf dieser Reise erlebt, wie schön das sein kann. In Kapstadt, in Beira, im Haus des Wandels, in Großbritannien und der Arktis haben wir gesehen, welche Kraft aus Gemeinschaft entstehen kann. Gemeinschaften machen uns nicht nur stärker, in ihnen liegt auch die Lösung vieler Krisen, denn wenn ich aus Offenheit heraus handle, schaffe ich damit auch für andere neue Räume, sich zu öffnen, ich bekomme, was ich gebe. Liebe ist der ultimative Ausdruck für den Kreislauf des Lebens.“

 

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18. Juli 2021

Marica Bodrožić:

„Pantherzeit. Vom Innenmaß der Dinge“

Otto Müller Verlag, Salzburg 2021, ISBN: 978-3-7013-1287-0

 

Als im Frühling 2020 die Welt zum Stillstand kam und auch die Erde durchzuatmen schien, las Marica Bodrožić zwei Monate lang auf ihrem Balkon jeden Abend Rilkes Gedicht „Der Panther“. Diese „Pantherzeit“ fasste die renommierte Schriftstellerin in einem umfassenden Essay zusammen, der bereits jetzt zum vielleicht erfolgreichsten Buchtitel über die Corona-Zeit wurde – jedenfalls aber zu einem der tiefgründigsten und weitblickendsten. Sprachgewaltig, analytisch und poetisch zugelich schildert die Autorin die historische Zäsur: "Jetzt aber ist eine Zeitenwende da, und wir sind ihr Anfang, der anderen einmal Geschichte sein wird."

 

„Pantherzeit“, im Frühjahr 2021 sowohl auf der ORF-Bestenliste als auch auf der SPIEGEL-Bestsellerliste zu finden, ist eine schonungslose Innenschau, eine Auseinandersetzung mit individuellen Befindlichkeiten im Kontext gesellschaftlicher Strömungen. Bedingungslos steht die Autorin zum Wert des Lebens und findet aus ihrer ebenso rigorosen wie poetischen, achtsamen wie politischen Position heraus zu einer leidenschaftlichen Stellungnahme, dass jeder einzelne Mensch zählt und dass sein Wert nicht verhandelbar ist. In wenigen Worten findet Marica Bodrožić zu messerscharfen Analysen der großen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit, übt über eine facettenreiche Sprache schonungslose Kritik an der Gegenwart und skizziert daneben Lösungsansätze und Handlungsweisen, die als persönliche Konsequenzen Teil des großen Ganzen sind und letztendlich den Optimismus rechtfertigen, mit dem die Autorin in die Zukunft schaut: „COVID-19 ist eine kollektive Schwelle und ein schon geöffnetes Tor in einem“, schreibt  die aus dem dalmatinischen Split stammende vielfach ausgezeichnete Autorin, um ihre ebenso bedrückend-fordernden wie mitreißend-inspirierenden Gedanken am Ende in eine Hymne an das Leben fließen zu lassen: „ Das Leben ist keine Metapher, es ist auch nicht nur ein Symbol. Es ist heilig.“

 

Marica Bodrožić gibt mit „Pantherzeit“ all jenen eine Sprache, die von Empathie und Weitsicht getragen verstanden haben, dass COVID-19 international einen markanten Wendepunkt der Zeitgeschichte darstellt. Dass es nach COVID-19 kein Zurück in eine sogenannte „alte Normalität“ gibt, und dass die Karten im Jahr Eins nach Corona neu gemischt sind. Wann immer sich gesellschaftliche Ansichten ändern, ändern sich auch deren ethische Normen. Möge die Seelenlandkarte der Autorin, zu der die Innenschau dieses Titels gerät, so manchen Weg in diese neue Zeit weisen …

 

Im Februar 2021 erschienen, liegt der Titel aktuell bereits in der dritten Auflage vor und ist auch als ungekürztes Hörbuch erhältlich.

 

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7. Juli 2021

Igor Levit, Florian Zinnecker:

"Hauskonzert"

Carl Hanser Verlag, München 2021. ISBN: 978-3-446-26960-6

 

Igor Levit gehört zu den großen Pianisten unserer Zeit – und darüber hinaus zu jenen Künstlern, die mi ihrer Musik, ihrer Kunst, eine Botschaft verbinden – im Bewusstsein der gesellschaftlichen Verantwortung des Einzelnen, des Künstlers, der Kunst …

 

Levit hat eine eindeutige politische Botschaft, die sich im Jahre 2016 zunehmend manifestierte. Es war das Jahr, in dem die Briten für den EU-Austritt stimmten, in dem Donald Trump die Wahl zum US-Präsidenten gewann. Seither geht das Wirken des Pianisten weit über die Musik hinaus: ER wendet sich gegen Rassismus und Antisemitismus, gegen jede Art von Menschen hass. Er engagiert sich für den Klimaschutz und tritt für die Demokratie ein.

 

Im Konzertsaal werden die großen Klassiker Beethoven und Brahms zum Medium seiner Botschaft, in seinem neuen Buch „Hauskonzert“ – der Titel verarbeitet die persönliche Initiative des Pianisten, die Corona-Krise als Künstler zu überstehen – führt er zu den Motiven und Ursprüngen seines Engagements. Der Journalist Florian Zinnecker begleitete Igor Levit durch die Konzertsaison 2019/20 … entstanden ist ein Buch, das einen tiefen Einblick in den Lebensalltag eines der gefragtesten Künstler unserer Zeit gibt, das den Menschen hinter dem Medium Musik vorstellt, das vor allem die künstlerische Botschaft, die sich im Konzertsaal in Tönen offenbart, in Worte fasst.

 

Leicht lesbar berichten Künstler und Journalist in Alltagssprache aus dem Alltag – und skizzieren dabei unzählige Momente, die Lichtjahre entfernt von Alltäglichem sind, die von einem tiefen Verständnis der großen Probleme unserer Zeit zeugen und die eine Konstellation aufzeigen, die die Kunst Igor Levits mit einem Höchstmaß an Authentizität auszeichnen. Wer das Buch gelesen hat, wird die Einspielung des Pianisten der Beethoven-Sonaten mit anderen Ohren hören …  

 

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6. Juli 2021

Richard David Precht

„Von der Pflicht. Eine Betrachtung“

Goldmann Verlag, München 2021. ISBN: 978-3-442-31639-7

 

„Sätze in YouTube-Filmchen aus dem Kontext zu reißen und hämisch zu kommentieren, ist plötzlich Anstand und nicht mehr Denunziation; andere Menschen aggressiv zu beschimpfen Selbstverteidigung und Bürgerpflicht. Und auf Demos Seit an seit ausgerechnet mit Faschisten wie Neonazis und Reichsbürgern vor Faschismus zu warnen, ist kein idiotischer Widerspruch, sondern ein Gebot der Not. So lässt sich heute stolz und kühn quer gegen die Vernunft denken. Und das alles nur, um sich vor der staatsbürgerlichen Pflicht in einem medizinischen Ausnahmefall zu drücken …“ – Danke Richard David Precht, für diese unmissverständliche Deutlichkeit!

 

Aktuell, am Puls der Zeit, unvermittelt offen und ehrlich: So liest sich der neueste Titel eines der bedeutendsten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. In „Von der Pflicht“ analysiert Richard David Precht das Bild, das die Gesellschaft aktuell während der Covid-19-Pandemie von sich abgibt: in gewohnter Weise scharfsinnig, raumgreifend in größerem historischem Kontext, argumentatorisch in Höchstpräzision.

 

Als „dringend notwendigen Weckruf“ bezeichnet denn auch der Verlag die Ausführungen des Philosophen, der die Zusammenhänge und Ursachen analysiert, warum der weitaus größte Teil der Menschen während der Pandemie empathisch reagierte und Rücksicht gegenüber den Schwachen und besonders Gefährdeten zeigte, während eine Minderheit sich davon entpflichtete und lautstark gegen die staatlichen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit aller Bürger rebellierte. Und dieser Weckruf ist vernehmlich, konsequent und unmittelbar verständlich: „Von der Pflicht“ ist eines der leicht lesbarsten Bücher aus der Feder des Autors – als hätte Precht bewusst einen alltäglicheren Sprachstil gewählt, um jenen die Leviten zu lesen, die sich entsolidarisieren und alle staatsbürgerlichen Anforderungen von sich weisen – ein Verhalten, das für Precht nicht zu rechtfertigen ist: „Denn was immer die Entscheidungsmotive im Einzelnen sein mögen, die Scheidelinie in der Covid-19-Frage verläuft letzten Endes zwischen Leben und Tod: so viel Leben wie möglich zu retten gegen ungehinderte Auslese, dem fahrlässigen Sterbenlassen der besonders Gefährdeten.“

 

Aber Precht kritisiert nicht nur den Ist-Zustand und stellt dem seinen kategorischen Imperativ der Pandemie entgegen, sondern begibt sich darüber hinaus auf Ursachenforschung – und wird fündig in den Widersprüchen zwischen einem Wirtschaftssystem auf der seinen Seite, das auf Konkurrenz und Wettbewerb setzt und damit Denken und Handeln der Menschen prägt, und einem liberal-demokratischen Staatssystem auf der anderen Seite, das diesem Denken diametral entgegensteht, das grundrechtlich die Gleichheit garantiert und sozialstaatlich zur Solidarität verpflichtet. „Ihre tiefste Grundierung erhält die Entpflichtung durch eine Ökonomie, die zur Entpflichtung gegenüber anderen geradezu verpflichtet, um nicht der oder die Dumme zu sein.“ fasst Precht das Dilemma dieser Realität zusammen – und stellt zugleich einen Lösungsansatz zur Diskussion, um das solidarische Band zwischen Staat und Bürger zu stärken. Die eigentliche Handlungsaufforderung aber geht an die Politik, um Freiheit, Demokratie und soziale Sicherheit auch weiterhin gewährleisten zu können: „Nur wenn das marktwirtschaftliche Individualprinzip des persönlichen Vorteilsstrebens durch ein durchdachtes Sozial- und Humanitätsprinzip ausgeglichen wird, können freiheitliche Staaten gelingen.“ Möge Prechts Weckruf nicht ungehört bleiben …

 

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25. Juni 2021

Manuela Macedonia:

„Iss dich klug! Und dein Gehirn freut sich“

Ecowin Verlag, Salzburg 2021. ISBN 978-3-7110-0272-3

 

Das Thema Ernährung ist vieldiskutiert und wird dabei aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet. Gesunde Ernährung verbinden wir mit einem funktionierenden Immunsystem und einem optimalen Mikrobiom. Dass aber auch die effiziente Arbeit unseres Gehirn, die wichtigste Grundlage des Lebens und von hoher Lebensqualität bis ins Alter, eng mit unserer Ernährungsweise zusammenhängt und durch das, was wir zu uns nehmen, positiv beeinflusst werden kann, war bisher ein Randthema in diesem Zusammenhang. „Iss dich klug!“, das neue Buch der Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia hat das schlagartig verändert und lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass gesunde Ernährung für ein lebenslang optimal funktionierendes Gehirn mehr ist, als hier und da ein paar Nüsse zu sich nehmen. Manuela Macedonia erklärt, wie das Gehirn von wertvoller Nahrung bis ins hohe Alter profitiert, aber auch, welchen Schaden ungesunde Kost anrichtet. Und das in jedem Moment allgemeinverständlich und in einer leicht lesbaren Sprache, auch wenn sie komplexe neurobiologische Zusammenhänge schildert, jede These und jedes Faktum medizinisch ausführlich begründet und damit wertvolle Überzeugungsarbeit leistet.

Thematische Schwerpunkte sind neben den neurophysiologischen Vorgängen, die unser Essen hervorruft – unsere Lust auf Süßes ist biologisch erklärbar! -, vor allem die Ernährung während der Schwangerschaft und wie richtige Ernährung ein Leben lang Demenz und anderen krankhaften Veränderungen des Gehirns vorbeugen kann. Dass werdende Mütter die Hirnentwicklung ihrer Kinder durch ihre Ernährung positiv beeinflussen können, thematisiert die gebürtige Italienerin, die (nicht nur deswegen) immer wieder höchst persönlich, humorvoll und sympathisch von den Vorteilen der mediterranen Küche spricht, ebenso wie die durch Botenstoffe und Hormone gesteuerten Glücksgefühle beim Essen.

Das Buch ist ein Plädoyer für eine gesunde, hirngerechte Lebensweise mit zahlreichen wissenschaftlich fundierten und erklärten Ernährungstipps! Spannend die Ausführungen über den Einfluss des Mikrobioms auf das Gehirn, über den Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Emotionen, über den Einfluss von Schokolade auf die Dopaminausschüttung und von Kakaobohnen auf das Gedächtnis. „Ernährung ist kein Thema, das man wie ein Hobby behandeln darf: Sie ist die Basis unserer Gesundheit und ja, wir essen nicht für unsere Figur, wir essen für unser Gehirn!“ fasst die Autorin ihre Überzeugung pointiert zusammen. Dabei bleibt die Neurowissenschaftlerin stets realistisch und weiß, dass keine Ermahnung, keine Bedrohung das Belohnungsnetzwerk überlisten kann: Dopamin ist der Hauptdarsteller in diesem Zusammenhang, und Manuela Macedonia erklärt ausführlich, warum die Suche nach guten Gründen, die zu einer gesünderen Ernährung motivieren, schwierig ist. „Bei vielen hilft Belohnung durch Verliebtheit.“ Lebenserfahren und inspirierend nimmt Manuela Macedonia ihre Leser mit auf eine ebenso tiefgründige wie unterhaltsame wissenschaftliche Exkursion in die Arbeit des Gehirns und wie wir diese tagtäglich durch eine bewusste Ernährung unterstützen können - und es nach der Lektüre dieses Buches vielleicht auch voller Überzeugung endlich tun!

 

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25. Mai 2021

Paul Ivić: „Restlos glücklich.

Klimafreundlich, nachhaltig, vegetarisch & vegan“

Christian Brandstätter Verlag, Wien 2021. ISBN 978-3-7106-0418-8

 

Heute ganz was anderes: Ein Kochbuch von Europas bestem vegetarischem Koch, dessen Restaurant TIAN den Olymp der vegetarischen Küche erreicht hat. Weltweit gibt es nur zehn vegetarische Restaurants im Michelin-Sterneclub. Das TIAN in Wien gehört seit 2014 dazu und ist das erste vegetarische Restaurant mit vier Hauben von Gault Millau. Auch das zweite Restaurant von Paul Ivić, das TIAN in München, darf sich seit 2019 mit einem Stern schmücken.

 

Paul Ivić, erklärterweise ein großer Befürworter biodynamischer Landwirtschaft und Kritiker genmanipulierter Lebensmittel, vereint in „Restlos glücklich“ einen tiefen Einblick in seine Weltsicht verbunden mit unzähligen Rezepten, die so einfach sind wie sie scheinen: Im Mittelpunkt steht stets der Wert, der Charakter und die individuelle Eigenheit des Lebensmittels. Mit wenigen Zutaten zubereitet, laden die leicht beschriebenen Rezepte ebenso wie die hochwertigen Bilder, die ihre Wirkungskraft genau wie die Gerichte selbst gerade aus ihrer bedingungslosen Schlichtheit schöpfen, zum Nachkochen ein – und zum sorgsamen Umgang mit wertvoller Nahrung, denn der preisgekrönte Koch folgt nicht nur im Denken, sondern auch im alltäglichen Tun dem biologischen Grundsatz der Natur, nichts unverwertet zu lassen. So finden sich unter den Kreationen auch zahlreiche Ideen, vermeintlichen „Bioabfall“ wie beispielsweise Blattwerk oder Schalen zu verwerten und in geschmacksintensive Zutaten für eigenständige Kreationen zu verwandeln. „Den Wert der Lebensmittel zu erkennen, dafür möchte ich sensibilisieren, also auch den Wert der Blätter, der Stiele, der Stängel, die sonst in der Mülltonne gelandet werden“, umschreibt der Autor sein Ziel und spricht außerdem deutlich aus, dass eine Reduktion des Fleischkonsums heute nichts mehr mit Nachhaltigkeit zu tun hat, sondern schlicht ein Akt reiner Vernunft ist. Darüber hinaus stehen Tipps und Tricks zum Konservieren neben dem jahreszeitlichen Aspekt, die richtigen Rezepte im richtigen Moment zu nutzen und damit die Grundanforderungen an eine moderne Küche im 21. Jahrhundert – Regionalität und Saisonalität – zu erfüllen.

 

Paul Ivić lädt ein zu einer anderen Art des Kochens – immer getreu seiner am Ende des Buches formulierten Grundüberzeugung, dass „Veränderung nicht zwingend Verzicht bedeutet“ … Im Gegenteil: Der bewusste Umgang mit Lebensmitteln eröffnet neue Horizonte. Untrennbar verbunden mit einer respektvollen Wertschätzung von Natur, Mensch und Tier wecken Ivićs Ausführungen Sehnsüchte und Emotionen: „Und plötzlich war er wieder da, dieser Moment, diese Empfindung von „echtem“ Geschmack, der Duft von Frische, das Aroma eines Lebensmittels, das würdevoll, verantwortlich und mit Respekt hergestellt worden war.“ – So schildert der Autor eines seiner tiefgreifenden persönlichen Erlebnisse, das seine Überzeugung stärkte, seinen Weg als den richtigen und einzig verantwortbaren zu betrachten. Der leidenschaftliche Koch versteht es, beim Durchblättern und Lesen des Buches seine Botschaft von Emotionen, Geschmackserlebnissen und entsprechenden Glücksmomenten erlebbar zu machen – und eine Einladung zum Nachkochen auszusprechen, die zugelich eine Einladung ist, das eigene Handeln auf mehr Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt auszurichten. Eine Einladung, das echte Erleben von Glück und Harmonie wiederzufinden: in den einfachen Dingen unserer nächsten Umgebung – und nicht zuletzt in unserem eigenen verantwortlichen Handeln ... in uns selbst.  

 

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20. Mai 2021

Gerald Hüther: „Lieblosigkeit macht krank. Was unsere Selbstheilungskräfte stärkt und wie wir endlich gesünder und glücklicher werden“

Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2021. ISBN 978-3-451-60099-9

 

Erst jüngst erschienen, und bereits ein Bestseller –mit Sicherheit verdienterweise: In seinem neuen Buch „Lieblosigkeit macht krank“ legt der renommierte deutsche Hirnforscher und Neurobiologe Gerald Hüther den Finger in die Wunde unserer Zeit, die auch die modernste Medizin und das beste Gesundheitssystem allein nicht zu heilen vermögen, denn sie können immer „nur“ die unverzichtbare Anregung, Unterstützung und Initiale für die Selbstheilungskräfte des Organismus sein. Diese Selbstheilungskräfte werden durch unser Gehirn gesteuert – in einer fein differenzierten Funktionsweise und mit zahlreichen Prozessen, deren physiologischer Ablauf durch unsere Emotionen und unser Mindset empfindlich gestört werden kann.

 

Hüther bezeichnet in seinem neuen Titel die vorherrschende Lieblosigkeit uns selbst und anderen gegenüber als den zentralen Störfaktor dieser fundamentalen Lebensfunktionen – und gelangt so nicht nur zu einem hochwertigen und in jedem Moment evidenzbasierten Gesundheitsratgeber, sondern ebenso zu einem fundamental gesellschaftskritischen Blick auf eine Weltordnung, die von ökonomischen Zwängen und Konkurrenzdenken beherrscht den urmenschlichen Grundbedürfnissen von Verbundenheit und Selbstentfaltung diametral entgegensteht. „Besonders leicht fällt die Verletzung ihrer körperlichen Bedürfnisse all jenen Menschen, die fest davon überzeugt sind, dass der Wettbewerb ein Naturgesetz ist und es daher darauf ankommt, besser, schneller, effektiver als alle anderen zu sein. Diese Personen haben dann noch ein zusätzliches, fortwährend Inkohärenzen in ihrem Gehirn erzeugendes Problem: Konkurrenz ist das Gegenteil von Verbundenheit. Sie zerstört zwangsläufig das Band, das Menschen miteinander verbindet, und macht sie zu Einzelkämpfern, die ihre Interessen auf Kosten anderer durchsetzen.“ Hüther nennt und beschreibt so die Quellen chronischer Erkrankungen und findet Antworten auf die scheinbar unerklärlichen Gründe dafür, dass gerade in Ländern, in denen die Wirtschaft blüht und der Wohlstand wächst, auch die Zahl chronisch erkrankter Menschen beständig steigt. Dabei ist es vor dem Hintergrund dieses neurobiologischen Wissens kein Wunder, dass immer mehr Menschen in einer von Druck und ökonomischen Zwängen dominierten, zunehmend globalisierten und digitalisierten Welt krank werden – nicht nur seelisch, sondern in der Folge auch körperlich.

 

Lösungswege für diese Problematik gibt es durchaus – für jeden einzelnen: Umfassend beschreibt Hüther Möglichkeiten der Veränderung, Möglichkeiten, die eigene „Reset-Taste“ und damit zu einer echten Veränderung zu finden. Mehrere Eingangstore führen in eine derartige Wandlung, eines der wohltuendsten und tiefgreifendsten sind vermutlich die von Hüther beschriebenen „Sternstunden im Leben eines Menschen“, berührende Begegnungen und Erfahrungen, an deren Ende die Bereitschaft, in die bisherigen Lebensmuster zurückzukehren bzw. diese fortzusetzen, nicht mehr gegeben ist. Wieder erinnert der Neurobiologe hier an den Begriff der Würde, der einen zentralen Raum in seinem Denken einnimmt. Wer in der Lage ist, seine eigene Würde zu bewahren, verfügt über einen „inneren Kompass“, der das Denken, Fühlen und Handeln zu einer kohärenten widerspruchsfreien Einheit werden lässt. Hüther fasst sein Lebensrezept in einer denkbar einfachen Formel zusammen: „Einfach nichts mehr zu tun, was ihm selbst nicht guttut, ist das Geheimnis jedes glücklichen und gesunden Menschen.“

 

Hüther bietet mit seinem neuen Buch einen Wegweiser zu einem Dasein im Bewusstsein der eigenen Würde, ein Weg, der das einzelne Individuum gesunden lässt – an Leib und Seele. Menschen, die diesen Weg gehen, sind nicht mehr verführbar … weshalb dieser Ansatz der individuellen Gesundung folgerichtig auch zu einem Gesundungsprozess an der Basis der demokratischen Grundordnung unserer Gesellschaft führen könnte.

 

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22. April 2021

Dr. Marcus Täuber: „Falsch gedacht! Wie Gedanken uns in die Irre führen und wir mit mentaler Intelligenz zu wahrer Stärke gelangen“

Goldegg Verlag GmbH, Wien 2021. ISBN 978-3-99060-208-9

 

Vom Intelligenzquotienten reden alle. Darüber hinaus breitet sich die Erkenntnis aus, dass emotionale Intelligenz eine der wesentlichsten Voraussetzungen für ein zufriedenes und harmonisches Leben ist. Marcus Täuber widmet sich in seinem neuen Buch „Falsch gedacht!“ zudem dem noch jungen Begriff der „mentalen Intelligenz“. Mentale Intelligenz ist die Grundvoraussetzung dafür, eigene Gedanken wahrzunehmen, zu kontrollieren und im Sinne unserer Ziele und Wünsche optimal zu nutzen. Damit wird sie zu einem entscheidenden Faktor für ein selbstbestimmtes Leben und hilft, evolutionären Denkweisen und Mechanismen des Gehirns, die in der Steinzeit angemessen waren, aber in der Realität des 21. Jahrhunderts durchaus hinderlich sein können, aufzudecken und zu durchbrechen.

 

Marcus Täuber ist einer der bekanntesten Neurowissenschaftler unserer Zeit. Als Lehrbeauftragter mehrerer Hochschulen und Leiter des „Instituts für mentale Erfolgsstrategien“ in Wien vermittelt er unter dem Slogan „Brainchanging is Gamechanging“ Erfolgswissen aus der Hirnforschung. Fernab des wissenschaftlichen Elfenbeinturms erläutert er gegenwartsbezogen und praxisnah Zusammenhänge, die oft so leicht und selbstverständlich scheinnen, die aber erst dann funktionieren und ihre positive Wirksamkeit entfalten können, wenn sie zur bewussten Strategie werden, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen.

 

„Falsch gedacht!“ ist interaktiv angelegt. Täuber gibt nicht nur zahlreiche praktische Tipps, sondern lädt immer wieder zu erhellenden Selbst-Experimenten ein, die durchaus in der Lage sind, bei dem ein oder anderen Leser einen nachhaltigen AHA-Effekt hervorzurufen, die aber jedenfalls unmittelbar zeigen, von welch hoher praktischer Relevanz das umfassende Wissen der aktuellen Hirnforschung für das Denken und Leben jedes/r einzelnen von uns sein kann.

 

Ausführlich erläutert der Neurobiologie, wie Denken funktioniert und welche Auswirkungen über Jahre und Jahrzehnte gelernte – verinnerlichte Mythen auf unseren Alltag haben. Und welch befreiende Wirkung sich entfaltet, wenn wir mit einer kleinen und in jedem Moment angenehm zurückhaltenden Hilfestellung des Autors nahezu vollkommen selbstständig erkennen, welche Blockeden wir unserem Denken oftmals selbst auferlegen und wie wir damit unserer Persönlichkeitsentwicklung und nicht zuletzt auch unserer Gesundheit selbst im Wege stehen. Täuber gelingt es dabei immer wieder, einen Perspektivenwechsel zu initiieren, der das Verhältnis von vermeintlichen Problemen und anhaltender Lösungssuche durchaus auf den Kopf zu stellen vermag, denn allzu oft bricht eine veränderte Sicht und Denkweise den Kreislauf auf: „Neurobiologisch passiert beim Verzeihen Folgendes: Wir bilden Erfahrungen, indem wir Bilder von Ereignissen mit Emotionen beladen. Es entsteht ein Super-Nervennetz, das sich bei jeder Erinnerung aktiviert und so Gefühle auslöst. Wenn es uns gelingt, ein inneres Bild von negativen Gefühlen zu entkoppeln, bleibt nur die Tatsache, dass wir etwas erfahren und gelernt haben. Eine Erinnerung ohne belastendes Gefühl – das ist pure Weisheit. Seien wir also froh, dass unser Gehirn nicht vergisst und dass Verzeihen mit Vergessen rein gar nichts zu tun hat.“ Denn Weisheit ist schlicht das, was am Ende auch einfach Glück nennen können …

 

„Falsch gedacht!“ ist damit eine ebenso fundierte wie praxisnahe Lebensschule – und unterscheidet sich in seinem Ansatz fundamental von vielen Mythen und Glaubenssätzen, die Mentaltraining vielfach auszeichnen. Erfolg beginnt im Kopf, ja, zweifellos! Aber der zielführende Weg geht über die Fähigkeit, unser Denken gezielt und bewusst einzusetzen. Täuber nimmt den Leser in seinem neuen Buch mit auf eine spannende Reise in die Möglichkeiten der mentalen Intelligenz …

 

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11. April 2021

Per Molander: „Condorcets Irrtum. Warum nur ein starker Staat die Demokratie retten kann“

Westend Verlag, Frankfurt am Main 2021. ISBN 978-3-86489-241-7

 

Tiefgründig, umfassend, gesellschaftskritisch – Per Molanders Buch ist eine umfassende Aufarbeitung der gesellschaftspolitischen Gegenwart in Europa. Die großen Fragen unserer Zeit – insbesondere Fragen der Bildung, der Wirtschaft und Sozialethik – werden im Kontext zu den europäischen Wurzen der Aufklärung analysiert.

 

Im Hintergrund steht dabei letztlich immer die Frage der Menschlichkeit, die sich in den zentralen Momenten von Verantwortung und Moral manifestiert. Wie beeinflussen Wirtschaft und Ökonomie den moralischen Gehalt und sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft? Wenn weniger Kooperation ein Ergebnis wirtschaftlichen Handelns und ökonomischen Denkens ist, wie menschlich kann dann eine Gesellschaft, die auf diesen zentralen Grundfesten basiert, noch sein? Molander scheut sich darüber hinaus nicht, eine weitgehende ökonomische Freiheit als Gefahr für die Demokratie zu definieren und spricht zentrale Dogmen an, denen weite Teile der Gesellschaft anhängen, die aber auch durch beständige Wiederholung nichts an Wahrheitsgehalt gewinnen: beispielsweise, dass individuelle Fähigkeiten und bewusste Anstrengungen zwangsläufig zu materieller Unabhängigkeit oder gar Vermögen führen würden / könnten …

 

Molander greift in diesem Buch eine Vielfalt von Themen auf, zeichnet ein ebenso facettenreiches wie tiefgründiges Bild europäischer Gesellschaftsgeschichte und stellt folgerichtig eine Vielzahl dringlicher Fragen – komplexe Zusammenhänge, die der Klappentext des Buches wie folgt skizziert: Die Ideale der Aufklärung werden oft in der Parole der Französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, zusammengefasst. Dieser Wortlaut kommt uns heute ein wenig unzeitgemäß vor. „Freiheit“ ist von der politischen Rechten beschlagnahmt und wird in diesen Kreisen zumeist auf „ökonomische Freiheit“ reduziert. „Brüderlichkeit“ schließt die weibliche Hälfte der Bevölkerung aus. Eine modernisierte Version der Parole wäre „Rationalität, Gleichheit, Demokratie“. „Rationalität“ bezeichnet das Recht, im Prinzip alles in Frage zu stellen – philosophische und religiöse Dogmen, gesellschaftliche Institutionen -, und bewahrt damit die breitere Bedeutung des Freiheitsbegriffes. „Demokratie“ umfasst im weiteren Sinne allgemeine und gleiche Wahlen, Gleichheit vor dem Gesetz, Gleichstellung von Frauen und Männern, Freiheit der Presse und andere Aspekte der liberalen Demokratie. Wenn wir diese Definition als Ausgangspunkt nehmen, wie steht es dann heute um die Ideale der Aufklärung?

 

Der Autor, Mathematiker und anerkannter Verteilungsexperte aus Schweden, sieht Staat und Demokratie heute massiv unter Beschuss und weist auf den eklatanten Mangel an Bildung hin, der Grundvoraussetzung einer funktionierenden Demokratie. Und differenziert auch hier zwischen gegenwärtiger plakativer Diskussionskultur und gesellschaftsimmanenten Notwendigkeiten: „Die kritische Einstellung war es ja, die Spinoza, Condorcet und Kant als wichtigsten Wesenszug der Aufklärung sahen, aber eine aufgeklärte, kritische Grundhaltung setzt Wissen voraus. Faktenresistenz und die Filterblasen des Populismus sind so etwas wie die kritische Haltung des kleinen Mannes. Alle Fakten zu leugnen, die nicht mit den eigenen verfestigten Vorstellungen übereinstimmen, ist eine einfache und wirksame Methode, mentale Stabilität zu erreichen, und wird als Strategie übrigens auch in Kreisen angewandt, die man nicht als populistisch klassifiziert.“

Obwohl Molanders Gedanken sich auch als eindeutige politische Botschaft einordnen lassen, bleibt die Basis seiner Überlegungen und Schlussfolgerungen stets die Wissenschaft –Wissenschaft, die auch die aktuellen politischen Entscheidungen maßgeblich mitbestimmt.  Noch scheint es zu früh, darauf zu hoffen, dass diese Entwicklung sich auch in den Jahren nach der Corona-Krise fortsetzen wird – wenngleich es den unverzichtbaren, auch verfassungsrechtlich gesicherten Grundlagen einer demokratischen Gesellschaft entsprechen würde. „Die alte sozialdemokratische Idee, die Bevölkerung zur Bejahung von Internationalisierung und Strukturwandel zu bewegen, indem man das Netz der sozialen Sicherung ausbaut, (…), wird demnach durch die Forschung bestätigt.“

 

Die schonungslose Analyse des großen Irrtums der europäischen Aufklärung durch den Berater u.a. der Europäischen Kommission und Sozialexperten ist durchaus desillusionierend, enthält aber gleichzeitig einen der größten gesellschaftspolitischen Aufträge für die Ära nach Covid-19: „Für Condorcet war die Bildung ein zentrales Element für die gesamte Entwicklung der Gesellschaft und für die Verwirklichung seiner Vorstellung von Demokratie. Diese Erkenntnis war richtig. Sein Irrtum bestand darin, dass er die Anstrengungen unterschätzte, die unternommen werden müssen, um die Bevölkerung dauerhaft auf das Wissensniveau zu heben, das die Demokratie braucht, um gut zu funktionieren. Politikwissenschaftler veröffentlichen immer wieder besorgte Analysen zur allgemeinen Unwissenheit in zentralen politischen Fragen und der damit verbundenen Bedrohung durch die Demokratie.“ … Ein mehr als lesenswerter Titel!

 

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5. Februar 2021

Markus Hengstschläger: Die Lösungsbegabung. Gene sind nur unser Werkzeug, die Nuss knacken wir selbst!

Ecowin, Salzburg 2021. ISBN 978-3-7110-0279-2

 

Markus Hengstschläger, einer der renommiertesten Wissenschaftler Österreichs, ist eigentlich Genetiker. Er wirkte u.a. an der Yale University in den USA und ist heute Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der MedUniWien. Er unterrichtet Studierende, betreibt genetische Diagnostik, ist Berater und Bestsellerautor – und spannt den thematischen Rahmen dabei weit über sein angestammtes Fachgebiet hinaus. Hengstschläger steht sowohl in seinen Vorträgen als auch in seinen Büchern für angewandtes Wissen und transportiert die Ergebnisse von Wissenschaft und Forschung dorthin, wo sie gebraucht werden und wirksam sein können. Ausgehend von dem aktuellen Wissen der Genetik setzt er sich dabei mit einem breiten gesellschaftsrelevanten Themenspektrum auseinander und gibt mit seinem soeben erschienenen Buch sozusagen eine naturwissenschaftlich basierte Gebrauchsanleitung, der Zukunft lösungsorientiert zu begegnen und das eigene Leben sinnvoll zu meistern. „Die Lösungsbegabung“ definiert Hengstschläger als ein Zusammenspiel verschiedener menschlicher Verhaltensweisen und Herangehensweisen, für deren Entfaltung die Gene nur ein Werkzeug sind, eines unter vielen. Facettenreich beschreibt der Autor die Idealmischung gerichteten und ungerichteten Handelns, um ebenso für die vorhersehbare wie für die unvorhersehbare Zukunft gerüstet zu sein – und orientiert sich dabei nicht zuletzt an den psychologischen Grundgesetzen der maslowschen Bedürfnispyramide, wenn er für ein Lebenskonzept eintritt, das er als „Mut aus Sicherheit“ beschreibt: ein Konzept, dessen Anwendung in Bildung und Forschung, in der Unternehmenskultur und im Privatleben, in der Medizin und im persönlichen Weltbild jedes Individuums Möglichkeiten kreiert, die eigenen und die gesellschaftlichen Potenziale auszuschöpfen, um die Zukunft kreativ zu gestalten und ihr lösungsorientiert zu begegnen. Kreativitätsprozesse und Bildung nehmen dabei einen weiten Raum in der Argumentation des Wissenschaftlers ein, der u.a. den Thinktank Academia Superior leitet, stellvertretender Vorsitzender der österreichischen Bioethikkommission ist, zehn Jahre lang Mitglied des Rats für Forschung und Technologieentwicklung war und Universitätsrat der Linzer Johannes Kepler Universität ist.

In einer Welt, die sich immer schneller verändert und die die Menschheit vor immer umfassendere Probleme stellt, wie der Klimawandel, die Digitalisierung, der politische Populismus und nicht zuletzt die COVID-19-Pandemie zeigen, müssen die Probleme jetzt angegangen werden, und dazu ist die Mitarbeit, die Kreativität und die Lösungsbegabung jedes einzelnen gefragt. Hengstschläger entwickelt Strategien, die es ermöglichen, Mut aus Sicherheit zu schöpfen und damit die Basis für jene Kreativität zu legen, die es braucht, um auch auf die unvorhersehbaren Aspekte der Zukunft vorbereitet zu sein.

Hengstschläger weiß, dass die Entfaltung von Kreativität und das ungerichtete Denken neuer Ziele und Möglichkeiten ein Höchstmaß individueller Freiheit voraussetzen – um gleichzeitig nicht zuletzt angesichts aktueller gesellschaftlicher Strömungen vehement einen Freiheitsbegriff zu definieren, demzufolge Freiheit keineswegs bedeutet, zu tun, was man will. Mit Verweis auf die berühmt gewordene „Rede über die Freiheit“ des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck mahnt er zugleich Verantwortung ein: „Die Freiheit des Individuums als Grundelement des in der Aufklärung wurzelnden Liberalismus kann eben nur so weit gehen, wie sie nicht die Freiheit anderer oder gar das Überleben des Planeten gefährdet.“ Hengstschläger betont wie seit Jahren so auch in „Die Lösungsbegabung“, dass „mit Freiheit und Autonomie Pflichten verbunden“ und zeigt die Unverzichtbarkeit bildungs- und gesellschaftspolitischer Notwendigkeiten auf, um ein Umfeld zu schaffen, in dem die Lösungsbegabung jedes Einzelnen zum unverzichtbaren Teil einer universellen Zukunftsbewältigung wird.

 

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12. Jänner 2021

Johannes Gutmann, Robert Rogner, Josef Zotter: Eine neue Wirtschaft. Zurück zum Sinn

edition a, Wien 2020. ISBN 978-3-99001-419-6

 

Drei Autoren – drei renommierte österreichische Unternehmer: Johannes Gutmann, Robert Rogner und Josef Zotter skizzieren in ihrem gemeinsamen Buch „Eine neue Wirtschaft. Zurück zum Sinn“ Lösungsansätze und Wege aus einer vielfältig wahrgenommenen und in weiten Teilen der Gesellschaft unumstrittenen Sinnkrise des dominierenden wirtschaftlichen Denkens und Handelns. Bei manchen ist es nur ein Gefühl, für andere liegt es auf der Hand: Irgendetwas scheint mit unserer Wirtschaft nicht zu stimmen. Sie macht wenige Reiche immer reicher, während sie den Rest der Menschheit unter wachsenden Druck setzt. Sie fördert Pandemien und zerstört den Planeten.

Gutmann, Rogner und Zotter haben für ihre eigene unternehmerische Tätigkeit längst Alternativen gefunden, und ihre Biographien unterscheiden sich durchaus vom klassischen Unternehmertum: Johannes Gutmann gründete 1988 das Unternehmen SONNENTOR, das auf die Herstellung und Vermarktung von Kräutern, Tees und Gewürzen aus biologischem Anbau spezialisiert ist und heute als Vorzeigeunternehmen in Sachen Nachhaltigkeit und direktem Handel gilt. Robert Rogner leitete zehn Jahre lang das Rogner-Bad Blumau in der Steiermark, dessen Miteigentümer er war. Seit 2011 wirkt er als Vorstand des Institutes für Beziehungsethik, das sich mit der Sinnfindung von Unternehmen befasst. Josef Zotter ist Unternehmer und Chocolatier. 1987 gründete er das Zotter-Familienunternehmen, aus dem 1999 die weltberühmte Zotter Schokoladen Manufaktur entstand.

Ihr unternehmerisches Denken entspricht dabei keineswegs dem noch vorherrschenden Mainstream, sondern Gutmann, Rogner und Zotter zeigen Alternativen auf, bieten Hilfestellung, die notwendigen und richtigen Fragen zu stellen, und skizzieren mit ihrem ebenso visionären wie inspirierenden Denken Inhalte, aus denen heraus in jedem Einzelnen von uns eine neue Wirtschaft entstehen kann. Die Autoren zeigen zum einen mit ihren eigenen Biographien, zum anderen aber vor allem auch auf der Basis einer ganzheitlich geprägten Weltsicht, wie das eigene Denken, die eigene Überzeugung und das daraus erwachsende Selbstbewusstsein den Weg weisen können, in einer individuell erfolgreichen und gesellschaftlich wertvollen Art und Weise am Wirtschaftsleben teilzunehmen: als Mensch mit individuellen Stärken für andere Menschen mit eigenen individuellen Stärken, die einander ergänzen und letztlich fernab aufgeblähter Systeme real und im direkten Umfeld ihre Umsetzung finden. Gemeinsam appellieren die Autoren an ihre Leser und Leserinnen, zu einer bewussten Besinnung auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zurückzufinden, und lenken den Blick dabei immer wieder auf die Sinnhaftigkeit des eigenen Daseins. Den Sinn des eigenen Lebens zu erkennen und letztlich zu leben, wird hier zum Urgrund sozialen und wirtschaftlichen Handelns, bei dem nicht mehr Reichtum und Konsum die entscheidenden Messwerte darstellen, sondern ein selbstbestimmtes sowie von Würde erfülltes und geprägtes Leben. Der Mut zu Neuem und das Selbstbewusstsein, dem eigenen inneren Auftrag zu folgen, sind die entscheidenden Voraussetzungen, ein überholtes und in seiner Endzeit befindliches System zu erneuern und mit einer zukunftsweisenden Sinnhaftigkeit zu erfüllen. Wie das geht? „Wenn wir eines Tages nach Hause kommen mit dem Gefühl einen erfüllten Tag erlebt zu haben, können wir diesem Gefühl nachspüren und herausfinden, wo es seinen Anfang genommen hat. Wenn uns unerwartet etwas wundervolles passiert, können wir uns überlegen, was wir getan haben, um diesen scheinbaren Zufall zu ermöglichen. Wir müssen uns nur darauf einlassen, unsere Wirkung auf die Umwelt bis in die kleinsten Sätze, Worte, Gesten und Zeichen hinein zu beobachten und müssen mutig sein für Neues.“ So einfach scheint der Weg in eine künftige Gesellschaft, in der die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns ein Bewusstsein dafür schafft, nicht arbeiten zu müssen, sondern zu dürfen … und so einfach könnte er tatsächlich sein, wenn es gelingt, die kraftvolle Inspiration, die von den Gedanken der drei Autoren ausgeht, mit eigenen, individuellen Inhalten zu füllen ...

 

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10. Jänner 2021

Barbara Prainsack: Vom Wert des Menschen. Warum wir ein bedingungsloses Grundeinkommen brauchen.

Brandstätter Verlag, Wien 2020. ISBN 978-3-7106-0464-5

 

Im Umfeld der Covid-19-Krise ist das bedingungslose Grundeinkommen zu einem der viel diskutierten Themen unserer Zeit geworden – angesichts der realen Lebenssituation vieler Menschen erstmals unter vollkommen neuen Voraussetzungen. Dabei stoßen ideologisch begründete konträre Meinungen aufeinander: von der Überzeugung absoluter Notwendigkeit bis hin zur rigorosen Ablehnung – meist ungeachtet zahlreicher Stellungnahmen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Wissenschaft zu dieser Thematik, denn ein bedingungsloses Grundeinkommen ist mehr als eine wirtschaftspolitische Frage: Es ist der Schlüssel zu einem würdevollen Leben – unabhängig vom bezifferten Wert, den die Gesellschaft bereit ist, einem Menschen zuzugestehen, und mit weitreichenden positiven Folgen für das Wohlergehen der Gesellschaft und des einzelnen Individuums. 

„Vom Wert des Menschen“ von Barbara Prainsack ist eine ebenso ausführliche wie facettenreiche dialektische Auseinandersetzung mit der Thematik. Die Autorin, international renommierte Expertin für Technologiepolitik, erklärt verständlich zentrale Begriffe, deckt falsche Argumente auf und erhellt, wie die Umsetzung in Österreich, Deutschland und Europa gelingen kann. Ein Leitfaden für das Sozialsystem von morgen, bei dem eine Frage im Mittelpunkt steht: Wie viel ist der Mensch in Zeiten der Digitalisierung und tiefgreifender Umbrüche noch wert? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, stellt Barbara Prainsack die Sichtweise ganz unterschiedlicher Menschen aus den verschiedensten Gebieten dar. So entsteht schnell ein umfassender Überblick über die Vielzahl der Argumente und Meinungen, die die Autorin zugleich in einen größeren gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Kontext stellt. Dabei zeigt sich immer wieder – genauso wie in so vielen anderen Problembereichen unserer Zeit, dass die Wissenschaft der vorherrschenden gesellschaftlichen Meinung teils diametral entgegensteht. Es sind weitreichende Gedanken, die zum einen ein bedingungsloses Grundeinkommen befürworten, und die darüber hinaus echte Lösungsansätze für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit bieten: „Ein Grundeinkommen würde also nicht nur die Möglichkeiten der sozialen und politischen Teilhabe erhöhen, sondern es wäre eine Art Pauschal-Abgeltung für jene Tätigkeiten, die Menschen zum Funktionieren unserer Gesellschaft beitragen“, schreibt die international ausgewiesene Expertin für Gesundheits-, Wissenschafts- und Technologiepolitik und verweist damit indirekt u.a. auf frauen- und familienpolitische Fragen und Probleme. Darüber hinaus spricht sie von einer neuen „Sinn-Ökonomie“, wenn sie die Thesen des amerikanischen Unternehmers Aaron Hurst wiedergibt: „Nun gebe es eine neue Triebfeder: die Suche nach Sinn und Selbstverwirklichung. Wenn die Grundbedürfnisse der Menschen erst befriedigt seien, argumentiert der Autor, ginge es vielen nicht mehr um ein höheres Gehalt oder um ein paar Tage mehr Urlaub. Es gehe darum, etwas Sinnvolles zu tun, um idealerweise die Welt ein kleines Stück besser zu machen.“ Sinnfragen versus Konsumrausch …

Barbara Prainsack ist Professorin am Institut für Politikwissenschaften der Universität Wien und lehrte zuvor am King’s College in London. Zudem berät sie die europäische Kommission zu ethischen Fragen neuer Technologien und ist u.a. Mitglied der Academia Europaea. Für die renommierte Wissenschaftlerin ist ein solidarisch motiviertes, bedingungsloses und universelles Grundeinkommen „ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung von Armut, Unfreiheit und Ungerechtigkeit, die aus wirtschaftlichen Erwägungen toleriert werden und die aufgrund der Corona-Krise endlich ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit gerückt sind.“

 

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5. Jänner 2021

Heide Schmidt: Ich seh das so. Warum Freiheit, Feminismus und Demokratie nicht verhandelbar sind

Brandstätter Verlag, Wien 2020. ISBN 978-3-7106-0485-0

 

An vielen Stellen überraschend und inspirierend, an manchen zum Innehalten anregend und zum Widerspruch herausfordernd, aber immer kompromisslos und konsequent in der Argumentation: Das ist das neue Buch der Juristin und ehemaligen Politikerin Heide Schmidt, die über Jahre hinweg den Liberalismus in Österreich prägte und die innenpolitischen Diskussionen maßgeblich mitgestaltet hat. Nachdenklich und persönlich erzählt die Autorin aus ihrem Leben und thematisiert vor allem die großen Herausforderungen unserer Zeit: den Umgang mit den Menschen, die zu uns kommen, die Klimakrise, die Folgen der Corona-Pandemie, die Bildung unserer Kinder, das Erstarken des Populismus, die Angriffe auf den Rechtsstaat. „Ich seh das so“ ist ein überzeugtes Plädoyer für Feminismus und für ein bedingungsloses Grundeinkommen, vor allem aber Zeugnis einer leidenschaftlichen Demokratin, die die Grundprinzipien und Mechanismen dieser Staatsform nicht nur zu Recht verteidigt, sondern gleichzeitig über alles stellt. In der aktuellen Krise stellt sich dabei allerdings tatsächlich die Frage, ob und wo auch hier die Grenzen liegen. Stehen fundamentale demokratische Rechte wirklich über dem unverhandelbaren Wert des Lebens? Hat nicht hinter dem LEBEN schlicht ALLES zurückzustehen, weil Leben die ethische und reale Grundlage jeder Staatsform ist? Auch die zentrale Bedeutung dieser Fragen hat sich während der Corona-Krise aktuell wie im Brennglas offenbart. Heide Schmidt fasst den Mechanismus demokratischer Entscheidungsprozesse treffend zusammen und richtet den Blick sogleich auf ein Ideal, von dem die Gegenwart seit Jahrzehnten unverändert weit entfernt scheint: „Dabei wäre alles leicht kommunizierbar, würden Entscheidungsprozesse ehrlicher und transparenter ablaufen, würde die Politik nicht – mit heftiger Unterstützung der Medien – als Match des Gewinnens und Verlierens inszeniert werden, sondern als das verhandelnde Ringen um Ergebnisse.“ Verhandelndes Ringen, ja! – bis zu der einen alles entscheidenden Grenze: der Unverhandelbarkeit des Werts des Lebens … und bis hin zu der sich anschließenden Frage, auf welcher Basis dieses Ringen geschieht und wie demokratische Entscheidungen getroffen werden. Freilich, in dem Idealbild, das Heide Schmidts kritischen Überlegungen zur Gegenwart zugrundeliegt, mag diese Frage sich zu Recht nicht stellen. Aber entspricht unsere Gesellschaft tatsächlich diesem Ideal? Was braucht es, damit wir wirklich über die absolute Reife verfügen, dieses Ideal zu leben und den Gefahren einer Ochlokratie, die bereits die Antike erkannte, zu entgehen? Fragen, die heute aktueller denn je scheinen, wenn nicht einmal mehr demokratische Prozesse an sich außerhalb der Diskussion stehen. Welche Mechanismen die Demokratie braucht, um sich in letzter Konsequenz vor sich selbst zu schützen, wäre eine weitere sich anschließende Frage. Heide Schmidt endet jedenfalls mit einer versöhnlichen Botschaft der Hoffnung: „Es geht darum, nicht aufzugeben.“

 

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16. Dezember 2020

Dr. med. Alexander Kugelstadt: „DANN IST DAS WOHL PSYCHOSOMATISCH!". Wenn Körper und Seele SOS senden und die Ärzte einfach nichts finden.

Mosaik Verlag, München 2020. ISBN 978-3-442-39358-9

 

Atemnot, chronische Verdauungsprobleme, Depressionen – das sind nur einige der vielfältigen Symptome, deren Ursache trotz intensiver medizinischer Diagnostik oft ungeklärt bleibt. Menschen fühlen sich krank und wissen, dass irgendetwas in ihrem Organismus nicht stimmt – der Arzt des Vertrauens und oftmals viele weitere Fachärzte können aber keinerlei körperliche Ursache für die Beschwerden finden. Das Herz rast – aber mehrere Kardiologen bestätigen übereinstimmend, dass das Herz gesund ist. Dabei handelt es sich keineswegs um Einzelfälle, sondern um einen beträchtlichen Anteil an Patienten. Was tun? In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für mögliche psychosomatische Erkrankungen, die hinter derartigen Symptomen stehen, deutlich gestiegen, und die Medizin verfügt im psychotherapeutischen Bereich heute über zahlreiche evidenzbasierte Möglichkeiten, Betroffenen zu helfen und gemeinsam einen Weg zurück zu Gesundheit von Psyche und Körper zu finden. Hinsichtlich der Selbstverständlichkeit, mit der Patienten dieses Angebot annehmen und mit der die Gesellschaft auf diese Thematik reagiert, besteht zweifellos noch Handlungsbedarf. Hier setzt das neue Buch von Dr. med. Alexander Kugelstadt an: In „Dann ist das wohl psychosomatisch!“ zeichnet der Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ein umfassendes Bild der Situation, wenn kein Arzt eine Ursache für die Schmerzen und Symptome des Patienten finden kann, und skizziert die vielfältigen Lösungsmöglichkeiten, mit denen die moderne Medizin psychosomatischen Krankheitsbildern heute begegnet. Bodenständig und praxisnah informiert der Mediziner, der mehrere Jahre an der Berliner Charité arbeitete und heute am Institut für psychogene Erkrankungen der AOK in Berlin tätig ist, über die möglicherweise psychischen Ursachen körperlicher Symptome. „Das Vorgehen in der psychosomatischen Medizin ist immer ein Spagat: auf der einen Seite Linderung zu verschaffen, auf der anderen Seite Symptome zu verstehen und Erklärungen aus dem Unbewussten zu heben.“ So fasst der renommierte Mediziner die Herausforderungen seines Fachs zusammen, dem er das Potenzial einer „Beziehungsmedizin“ zuspricht, die sich in der klinischen Atmosphäre anderer medizinischer Fachgebiete nur schwer entfalten kann. In einer leicht lesbaren und allgemein verständlichen Sprache verbindet er dabei immer wieder medizinische Fakten mit gesellschaftlichen Realitäten, vor allem aber erklärt er die Zusammenhänge der unterschiedlichen Ebenen und Regelsysteme des Organismus und warum psychosomatische Erkrankungen keine Sackgasse sein müssen. Mit kleinen Erste-Hilfe-Tipps für die alltägliche Problemsituation ist das Buch ebenso ein wertvoller Ratgeber wie mit einem profunden Einblick in die psychotherapeutische Praxis. Kugelstadt schildert den Ablauf einer Therapie und spricht über die bedingungslos notwendige Kooperation von Arzt und Patient und das besondere Verhältnis im Spannungsfeld zwischen Vertrauen und Distanz, das einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren der Psychotherapie ist. „Dann ist das wohl psychosomatisch“ ist ein vertrauensschaffender Wegweiser für eine erfolgreiche psychotherapeutische Behandlung und darüber hinaus ein Plädoyer für ein medizinisches Fachgebiet, das seine Randposition längst verlassen hat und das zunehmend in den Fokus ärztlichen Handelns rückt. Darüber hinaus leistet das Buch einen Beitrag dazu, psychischen Erkrankungen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung die Relevanz zukommen zu lassen, die ihr Krankheitswert verlangt, um betroffenen Patienten die unerlässliche Hilfe zukommen zu lassen und das Gesundheitssystem nachfolgend durch eine Verringerung von Folgeschäden zu entlasten.

 

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25. November 2020

FLORIAN AIGNER: DIE SCHWERKRAFT IST KEIN BAUCHGEFÜHL. EINE LIEBESERKLÄRUNG AN DIE WISSENSCHAFT

Brandstätter Verlag, Wien 2020. ISBN 978-3-7106-0467-6

 

„100% frei von Unsinn, Aberglauben und Fake News“ – In seiner Liebeserklärung an die Wissenschaft hält Florian Aigner, was er verspricht: „Die Schwerkraft ist kein Bauchgefühl“ ist vermutlich eines der aktuellsten und wichtigsten Bücher des Jahres 2020, in dem uns neben Covid-19 insbesondere die in einigen Teilen der Gesellschaft verbreitete Mischung aus esoterischem Aberglauben, pseudowissenschaftlichem Geplapper und lauthals propagierten Erkenntnissen tausender Hobby-Virologen (manchmal auch echter Virologen, die den Pfad wissenschaftlicher Best Practice verlassen haben) nahezu täglich fassungslos macht. In seinem neuen Buch lädt der Physiker und Wissenschaftspublizist Florian Aigner seine Leser auf eine spannende Reise in die Welt der Wissenschaft ein: Stets humorvoll und unterhaltsam berichtet er von den großen Sternstunden der älteren und jüngeren Wissenschaftsgeschichte, von den großen Erkenntnissen, die uns erst das Leben ermöglichen, das wir leben möchten, von den Herausforderungen, wissenschaftliche Thesen zu beweisen und gleichzeitig immer wieder kritisch zu hinterfragen. Spannend und brandaktuell der Einblick in wissenschaftsphilosophische Fragen, wenn Aigner konsequent erklärt, wie und wann evidenzbasierte Kritik angebracht, erwünscht und notwendig ist und wie sie sich demzufolge von wertlosem Unfug unterscheidet. Umfassend beschreibt der Autor, wie Wissenschaft tatsächlich funktioniert, spricht von ihren Möglichkeiten und Grenzen, von dem steten Fluss, in dem sich der evidenzbasierte Erkenntnisgewinn befindet und gerade durch die Veränderungen, die neue Erkenntnisse bewirken, seinen Wert findet.

Wer dies Buch gelesen und verstanden hat, ist gegen pseudowissenschaftlichen Schwachsinn immun – wer es nicht verstanden hat, sollte sich u.a. auch nicht anmaßen, über die wissenschaftlichen Grundlagen der aktuellen Krisenbewältigung mitdiskutieren zu wollen. Spätestens an diesem Punkt stellt sich die Frage nach dem Schutz der Demokratie vor sich selbst: Wenn das hohe Gut der Meinungsfreiheit zur Legitimation eines Rechts auf eigene Fakten verkommt, befindet sich ein derart ausgehöhltes Demokratieverständnis in der Rolle rückwärts unterwegs Richtung Mittelalter ...

Insofern ist Aigners Werk über seinen unmittelbaren Inhalt hinaus ein Plädoyer für die Grundlagen einer funktionierenden Demokratie, denn „manche Meinungen sind fundiert und durch überprüfbare Fakten belegbar, manche Meinungen sind bloß ein vages Gefühl und manche Meinungen sind nichts als faktenverachtender Unsinn. Demokratie kann nur funktionieren, wenn wir zwischen diesen Kategorien unterscheiden. Dafür brauchen wir die Wissenschaft.“ Aigner zeichnet denn auch in weiten Teilen sehr bewusst ein menschheitsverbindendes Bild der Wissenschaft und stellt dabei insbesondere die Mathematik als die „Wissenschaft des Denkmöglichen“ in den Mittelpunkt. Ähnlich wie die Musik zeichnet er die Mathematik als die Wissenschaft, die keiner weiteren Sprache oder Definitionen bedarf, die allgemein verständlich und kulturübergreifend gültig ist. Mathematische Aussagen stehen außerhalb jeglicher politischer und ideologischer Diskussionen.

Wissenschaftsphilosophisch skizziert Aigner die Grundregeln logischen Denkens, die weit über den wissenschaftlichen Kontext hinaus allgemein verbindliche Lebensgrundlage sind. (Oder müssen wir heute bereits sagen „sein sollten“?) Der Physiker spricht über die Bedeutung des Messens und der Messbarkeit, über die eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit des Individuums, über die innere Logik und die Ansprüche der Wissenschaft an sich selbst. Dass die Homöopathie sich als degenerative Theorie dabei sozusagen selbst als gescheitert erklärt, erscheint angesichts des thematischen Füllhorns, das Aigner seinen Lesern offenbart, nur als kleines Detail am Rande.

In all diesen Themenbereichen stellt sich die Frage, wann wir endlich bereit sind, die gesellschaftlichen Konsequenzen zu ziehen. Am Ende plädiert der Autor denn auch entsprechend seiner umfassenden Arbeit als einer der großen Wissenschaftspublizisten unserer Zeit vehement dafür, wissenschaftliche Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um wirklich jede(n) an der weltumspannenden Arbeit der Wissenschaft teilhaben zu lassen. Zweifellos hat die Gesellschaft ein Recht darauf – aber ob es ausreicht in einer Welt, der es ganz offensichtlich nicht nur an einer uneingeschränkten und ausnahmslosen Akzeptanz von evidenzbasiertem Wissen mangelt, sondern zunehmend an einer noch weit tiefer liegenden und im menschlichen Sein verankerten – oder doch nicht so fest verankerten (?) – moralischen Integrität? Wissenschaft und Ethik sind die Eckpfeiler unserer Existenz. Werden diese Grundlagen negiert, ist unsere Existenz bedroht. Aigner leistet mit seinem neuen Buch einen wesentlichen Beitrag dazu, diese Formel im Bewusstsein zu stärken und unwiderruflich zu verankern. Die Lektüre ist ein MUSS im Jahr 2020!

 

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8. Oktober 2020

Sebastian Bohrn Mena: Besser essen. Wie wir über unseren Teller die Welt gestalten. Mit einem Vorwort von Jane Goodall

Goldegg Verlag, Wien 2020. ISBN 978-3-99060-179-2

 

Was wir auf unserem Teller haben, entscheidet mit über die Entwicklung der Welt. Sebastian Bohrn Mena, Ökonom und Publizist, der sich für Menschenrechte, Naturschutz und Tierwohl engagiert, ist insbesondere als Initiator des österreichischen Tierschutzvolksbegehrens einer großen Öffentlichkeit bekannt. Erst vor wenigen Tagen wurde ihm die Albert Schweitzer Medaille für humanitäre Verdienste verliehen. In seinem aktuellen Buch bietet er eine neue Perspektive für einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit Tieren und unserer Umwelt und macht Zusammenhänge sichtbar, die im gesellschaftlichen Alltag nicht unbedingt präsent sind. „Wenn wir im Restaurant ein Steak unbekannter Herkunft essen, essen wir auch den brandgerodeten Regenwald, das genmanipulierte Kraftfutter und das Leid der Tiere“, schreibt Bohrn Mena, der seinem eigenen Anspruch, den Leser zu informieren und dabei gleichzeitig verbindend zu wirken, durchgehend gerecht wird. Seiner Intention, Feindbilder zu überwinden und Brücken zu bauen, wird der Autor vollends gerecht, wenn er ein ungeschminktes Bild der realen bäuerlichen Existenz zeichnet und das enge Geflecht wirtschaftlicher Zusammenhänge beschreibt. Dabei bietet das Buch eine argumentationsreiche und umfassende Grundlage für selbstbestimmte Entscheidungen des Konsumenten, um letztlich zu einer packenden Vision eines umfassenden Wandels hin zu einer ökologisch-solidarischen Gesellschaft und einem leidenschaftlichen Appell, diesen unser Überleben sichernden Wandel GEMEINSAM zu vollziehen – fernab jeder ideologischen Parteipolitik als reife Zivilgesellschaft.

Sebastian Bohrn Mena zeigt, dass das unbewusste Konsumieren Kosten nach sich zieht, die Schäden an Tieren, Umwelt und Klima, den Niedergang der kleinbäuerlichen heimischen Landwirtschaft und die Verödung ländlicher Gebiete umfassen. „Für den Profit weniger Großkonzerne zahlen viele Menschen, Tiere und die Umwelt. Alles wird dem unbegrenzten Wirtschaftswachstum untergeordnet. Wenn wir noch länger die Augen vor dieser ungerechten Kostenaufteilung verschließen, wird die Last für unsere Nachkommen umso größer – doch wenn wir den Mut aufbringen, hinzusehen, können wir jetzt etwas dagegen unternehmen. Bohrn Mena appelliert an unsere Solidarität und macht klar: Als Individuum und im Kollektiv haben wir Macht, zu verändern und zu gestalten“, ist Bohrn Mena überzeugt. „Unsere Ernährung können wir in einer globalisierten und digitalisierten Welt unmittelbar steuern und entscheiden damit mit über die Entwicklung der Welt. Transparenz über Herkunft und Geschichte der Waren befähigt uns als mündige Konsumenten bewusste Kaufentscheidungen treffen. Mit vielen kleinen bewussten Handlungen können wir einen Beitrag zu einer anderen Welt leisten. Denn menschengemachte Probleme können vom Menschen gestoppt werden.“

Sebastian Bohrn Mena stellt in seinen Argumentationen viele einzelne Probleme in einen großen substantiellen Zusammenhang: in einer Sprache, die leicht zu lesen ist, mit wohldosierten Hintergrundinformationen, die das Gesagte belegen, ohne in eine wissenschaftliche Abhandlung zu rutschen. Dazu ist das Buch persönlich, feinsinnig und empathisch. Ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben, schildert der Autor Momente des persönlichen Erlebens, betont den bedeutsamen Wert der eigenen unmittelbaren Erfahrungswelt, die das zu wecken vermag, was wirklich notwendig ist: MitGEFÜHL! Wir brauchen kein MitLEID, hervorgerufen durch abertausende Schocknachrichten in den (sozialen) Medien, sondern MitGEFÜHL mit der Natur und unseren Mitgeschöpfen. Dieses Mitgefühl entsteht, wenn wir mit anderen Lebewesen in Berührung kommen und die daraus entstehenden Empfindungen zulassen. „Es ist diese Form der Erfahrung, die zu einer inneren Veränderung führt“, ist Bohrn Mena überzeugt und appelliert, diese Veränderungen in uns über alle ideologischen und parteipolitischen Grenzen hinweg in die Welt zu tragen. „Danke, Sebastian, dass Sie dieses Buch geschrieben haben“ sagt denn auch niemand geringerer als die Forscherin und UN-Friedensbotschafterin Jane Goodall, deren Geleitwort am Beginn dieser inspirierenden Lektüre steht.

  

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28. September 2020

Richard David Precht: Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens.

Goldmann Verlag, München 2020. ISBN: 978-3-442-31561-1

 

Mit Richard David Precht widmet sich einer der bedeutendsten Intellektuellen unserer Zeit einem der wichtigsten Themen für die Zukunft der Menschheit. In seinem aktuellen Buch mahnt der Vordenker, wahrscheinlich der einzige, der gegenwärtig dem klassischen Bild des Philosophen als Universalgelehrten entspricht, dass es angesichts des Tempos, mit dem der Einsatz künstlicher Intelligenz unsere Welt verändert, „höchste Zeit“ ist, „darüber nachzudenken, was Maschinen erlaubt sein darf – und was auf keinen Fall!“

Während die drohende Klimakatastrophe und der enorme Ressourcenverbrauch der Menschheit den Planeten zerstört, machen sich Informatiker und Ingenieure daran, die Entwicklung einer Künstlichen Intelligenz voranzutreiben, die alles das können soll, was wir Menschen auch können – nur vielfach »optimierter«. Ausgehend von völlig falschen Annahmen soll den Maschinen sogar eine menschenähnliche Moral einprogrammiert werden. Richard David Precht macht uns eindringlich klar, dass das nicht möglich ist. Denn unser Leben besteht nicht aus der Abfolge vorausberechneter Schritte. Wir sind viel mehr als das.

Dabei setzt Precht nicht nur Maßstäbe, sondern steckt das Themenfeld ab, das im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit diesen Entwicklungen stehen muss. Sprachlich und gedanklich feinst differenziert gelangt Precht über eine mehr oder weniger Generalabrechnung mit dem Silicon Valley zu einer eindringlichen Mahnung an die Menschheit und einem leidenschaftlichen Plädoyer für die liberale Demokratie, um letztlich konsequent die Sinnfrage menschlichen Lebens zu diskutieren. Die feinsinnige Unterscheidung zwischen Glück und Sinn, die differenzierte Argumentation, in der sprachliche Feinheiten die Gefahren vieler Entwicklungen – und vor allem jener, die sie vorantreiben – darstellen, und das bedingungs- und kompromisslose Statement, dass (menschliches) Leben nicht verrechenbar ist (im Übrigen auch eine der aktuellsten Thesen in Bezug auf die gegenwärtigen Corona-Diskussionen!), machen Prechts Essay zu einem zusammenfassenden Dokument der dringlichsten Fragen unserer Zeit, die schnell gelöst werden müssen – wenn wir sie noch als Menschen lösen wollen ...

Für Precht stehen angesichts der Entwicklungen und Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz nichts mehr und nichts weniger auf dem Spiel als die Menschenwürde: „Die perfekte, reibungslos funktionierende Logistik des Massenmords gilt uns als äußerste Form der Unmenschlichkeit. Und wenn zukünftig nicht mehr Menschen über den Lebenswert von Menschen richten, sondern Maschinen, ist der erste Grundrechtsartikel des [deutschen, Anm. d. Red.] Grundgesetzes das Papier nicht mehr wert, auf dem er steht.“

 

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8. September 2020

Marcus Wadsak: Klimawandel. Fakten gegen Fake & Fiction

Braumüller, Wien, ISBN 978-3-99100-303-8

 

Wer denkt beim Stichwort „Klimawandel“ noch an verzweifelte Eisbären auf dahinschmelzenden Eisschollen? Wir sind längst selbst davon betroffen. Hitzewellen, Dürren und sommerliche Tage im Spätherbst lassen keinen Zweifel mehr zu: Es wird immer heißer. Niemand hat diese Veränderungen unserer Umwelt genauer im Blick als der Wetterexperte Marcus Wadsak, Meteorologe sowie Radio- und Fernsehmoderator. Nach dem Studium der Meteorologie an der Universität Wien kam er zum ORF, war jahrelang Wetter-Anchor im Ö3-Wecker, moderiert seit 2004 das ZiB-Wetter und leitet seit 2012 die ORF-Wetterredaktion. 2019 wurde er zum Journalisten des Jahres in der Kategorie Wissenschaft gewählt. Er ist Gründungsmitglied von Climate without Borders.

 

Was passiert gerade mit unserem Planeten? Und vor allem: Was können wir tun, damit auch unsere Kinder und Enkel noch gut hier leben können? Dieses Buch ist eine kompakte Informationsquelle auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft – mit dem Alleinstellungsmerkmal, dass ein Großteil der zitierten Daten sich spezifisch auf Österreich bezieht. Natürlich werden diese Veränderungen darüber hinaus in einen europäischen und internationalen Vergleich bzw. Kontext gestellt. Gleichzeitig erfährt der Leser, warum Österreich stärler betroffen ist als andere Teile der Welt. Ebenfalls mit aktuellem Österreich-Bezug formuliert Wadsak die Hoffnung, dass „man also endlich auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse Politik machen will“ und zeichnet einfache Handlungsmöglichkeiten in den verschiedensten Lebensbereichen auf, die jeder als seinen persönlichen Beitrag zum bestmöglichen Umgang mit dem unaufhaltsamen Klima-Veränderungen unmittelbar umsetzen kann.

 

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21. August 2020

Klaus Nüchtern, Thomas Walach (Hg.): „Unser Land. Wie wir Heimat herstellen“

Falter Verlag, Wien 2020. ISBN 978-3-85439-667-3

 

„Es geht darum, abseits von Sentimentalität und Abwehraggression danach zu fragen, welche Heimatangebote unser Land all jenen Menschen machen kann, die hier leben wollen.“ So erklären die Herausgeber die Intention dieses Sammelbands mit Beiträgen unterschiedlichster Autoren, die sich dem hochemotional besetzten Begriff Heimat aus unterschiedlichen Perspektiven nähern. In analytischen – als herausragend sei hier stellvertretend die Analyse von Sybille Hamann erwähnt –, teils auch persönlichen Beiträgen treffen zwölf gedankliche Ansätze aufeinander, denen eine Aussage gemeinsam ist: Heimat ist nicht naturgegeben und unveränderlich, sondern etwas, das im Laufe eines Lebens aus vielerlei Aspekten der persönlichen Biographie entsteht. Eine Heimat zu haben setzt immer eine bewusste innere Einstellung und eine Auseinandersetzung mit der eigenen Weltsicht voraus.

 

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9. August 2020

Dr. med. Petra Bracht, Prof. Dr. Claus Leitzmann: Klartext Ernährung. Die Antworten auf alle wichtigen Fragen. Wie Lebensmittel vorbeugen und heilen

Mosaik Verlag, München 2020. ISBN 978-3-442-39359-6

 

„Klartext Ernährung“ hält, was der Titel verspricht: Die bekannte Ernährungsmedizinerin Petra Bracht und der renommierte Ernährungswissenschaftler Claus Leitzmann sprechen absolut Klartext und erklären ebenso umfassend wie strukturiert und verständlich, warum eine pflanzlich basierte Ernährung das optimale Werkzeug ist, die Gesundheit des Menschen zu erhalten oder in vielen Fällen auch wieder herzustellen. Auf gut 600 Seiten teilen sie ihr medizinisches Wissen und ihre praxisorientierte Erfahrung mit ihren Lesern und Leserinnen. 600 Seiten, die vor allem auf Grund der kleingliedrigen Strukturierung des Inhalts leicht lesbar sind und die darüber hinaus auch nach der ersten Lektüre dauerhaft als umfassendes Nachschlagewerk zu speziellen Fragen dienen können.

Im ersten Teil informieren die Autoren über den Weg zu einer optimalen Ernährung, bevor sie sich im zweiten Teil einem notwendigen Basiswissen über den menschlichen Organismus, seine biologischen Mechanismen und sein Verdauungssystem widmen. Teil drei schließlich liefert detaillierte Infos zu einzelnen Lebemsmitteln und Nährstoffen. Damit bieten die Ernährungsmedizinerin und der -wissenschaftler dem Leser eine notwendige Orientierung in der Vielfalt einander oftmals widersprechender Ernährungsempfehlungen verschiedenster Quellen und leiten den Blick insbesondere auf das Potenzial einer gesunden Ernährung, den Organismus vor Krankheiten zu schützen und ein bewusstes Leben zu führen - und gleichzeitig gerade darauf eine neue Empfindung von Genuss zu schöpfen.

Petra Bracht und Claus Leitzmann räumen auf mit Ernährungstrends, die vielleicht Traditionen entsprechen oder bestimmten wirtschaftlichen Interessen dienlich sein mögen, die aber keineswegs den evolutionären Grundlagen des Menschen entsprechen und seiner Gesundheit dienen. Dabei mag manche Erkenntnis über tierische und pflanzliche Lebensmittel für den ein oder anderen überraschend sein, aber Fehlinterpretationen und Falschmeldungen gewinnen auch durch beständige Wiederholung nichts an Wahrheitsgehalt. Bracht und Leitzmann präsentieren Fakten – sachlich, informativ, wissenschaftsbasiert – und befreien die pflanzlich orientierte Ernährung damit zugleich von jeglichem überflüssigem alternativ anmutendem Ballast. Ernährung ist nicht in erster Linie eine philosophische, sondern eine biologische Frage, auf die die Natur- und Lebenswissenschaften heute mehr Antworten denn je geben können. Es sind die biologischen Grundlagen des Menschen, die eine vollwertige, pflanzliche Kost als seine optimale Ernährungsweise definieren, und es sind die Regulatorien biologischer und physikalischer Kreisläufe, die begründen, warum von dieser Form der menschlichen Ernährung alle Lebewesen und vor allem unser Planet profitieren. Das ist das Leitbild, unter dem die Autoren ihre Leser und Leserinnen in ein neues umfassendes Verstehen der Zusammenhänge begleiten. Auf der Basis von Praxis und Forschung spricht „Klartext Ernährung“ Klartext: Eine gesunde Ernährung und eine nachhaltige Lebensweise sind untrennbar miteinander verbunden und bedingen einander.

 

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15. Juli 2020

Sven Plöger: Zieht Euch warm an, es wird heiß! Den Klimawandel verstehen und aus der Krise für die Welt von morgen lernen.

Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2020. ISBN 978-3-86489-286-8

 

„Sven Plöger macht keine heiße Luft, sondern bewahrt angesichts der größten Herausforderung der Menschheit einen kühlen Kopf und seinen Humor. Der Meteorologe meines Vertrauens!“ sagt niemand geringerer als der Mediziner und Künstler Eckart von Hirschhausen über das Buch von Deutschlands bekanntesten Klima- und Wetterexperten über den Klimawandel als DIE Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Mit seiner ebenso sachlichen wie verständlichen, optimistischen wie mahnenden Betrachtung und Analyse des Klimawandels schaffte Sven Plöger es mit seinem neuen Buch auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Der Autor, der vor wenigen Wochen zudem mit dem NatureLife-Umweltpreis 2020 ausgezeichnet wurde, schreibt über die Zusammenhänge und Gründe, die zu Trockenheit, Waldschäden und Waldbränden, dann wieder zu Platzregen mit Hagel und Sturmböen führen – und deckt dabei hinsichtlich der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dieser Thematik immer wieder höchst stimmige Parallelen zur aktuellen Corona-Krise auf. Sven Plöger dramatisiert nicht, sondern erklärt die physikalischen Grundlagen des Klimawandels und entlässt den Leser mit der optimistischen Grundstimmung, dass das 1,5-Grad-Ziel – die Einsparung an CO2-Emissionen müssten dazu jedes Jahr so groß sein wie durch den Shutdown – absolut möglich wäre!

Der Diplom-Meteorologe zeigt in diesem Buch informativ und verständlich, wie unser Klimasystem funktioniert, skizziert Lösungsansätze, der Erderwärmung zu begegnen, und erkennt gerade die aktuelle Corona-Krise als echte Chance, die richtigen Weichen für unsere Zukunft auf diesem Planeten zu stellen. Mit Fakten und Anregungen zu diversen Themen unseres Lebensstils regt er zum Nachdenken an und skizziert dabei zugleich Wege zu einem gesünderen Leben – gesünder für uns und gesünder für unseren Planeten. Und er erklärt die menschlich-allzumenschlichen Gründe dafür, dass Veränderungen ein langer und steiniger Weg sind … Eine lohnende Lektüre – nicht zuletzt mit einem an einigen Stellen durchaus amüsanten und vor allem realitätsnahen Seitenblick auf Argumente und Kommunikationsformen der Klimawandelleugner, deren seit fast zwei Jahrzehnten immer gleichen Argumente der Autor geduldigst widerlegt und dabei gleichzeitig auf die wichtigsten Aspekte in der fachlichen und gesellschaftlichen Vermittlung dieser komplexen Thematik verweist: Nicht missionieren, sondern informieren lautet Plögers Devise – getragen von der Überzeugung, dass die Auseinandersetzung mit dem komplexen Thema des Klimawandels Zeit braucht – und dass die Menschen auch heute absolut bereit sind, existentiellen Themen diese Zeit zu schenken, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse professionell und verständlich aufbereitet werden. Wer zu einem Thema wirklich etwas zu sagen hat, findet das Gehör der Gesellschaft – auch der Jugend, ist Sven Plöger überzeugt … und der aktuelle Erfolg seines Buchs scheint ihm dabei durchaus Recht zu geben!

 

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20. Juni 2020

Kurt Kotrschal: Sind wir Menschen noch zu retten?

Gefahren und Chancen unserer Natur

Residenz Verlag, Wien/Salzburg 2020. ISBN 978-3-7017-3520-5

 

Das neue Buch von Kurt Kotrschal ist in gewisser Weise tröstlich - vor allem aber bietet es den Versuch einer Erklärung verschiedener Phänomene der gegenwärtigen gesellschaftlichen Realität, denen man dennoch trotz gewonnenem Metablick weiterhin unverändert mit Fassungslosigkeit begegnet. Oft genug mag man angesichts vollkommen unverständlicher, nicht nachvollziehbarer und scheinbar menschenunwürdiger Aktionen und Statements im Spektrum unserer Gesellschaft nahezu verzweifeln. Menschen sind von ihren biologischen Anlagen her vernunftbegabte Wesen, die sich ausschließlich in ihren kognitiven Fähigkeiten von anderen Säugetieren quantitativ (nicht qualitativ!) unterscheiden. Die Fähigkeiten zu reflektieren, logisch zu denken, rationale Entscheidungen zu treffen und das alles mittels Sprache hochdifferenziert zu kommunizieren, sind in der menschlichen Ausprägung einzigartig. Wie ist es nun möglich, dass ausgerechnet der Mensch mit diesen universalen biologischen Anlagen unfähig scheint, den öko-sozialen Problemen unserer Zeit angemessen zu begegnen und in einem allgemeinen Konsens Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen und nachfolgend zu leben? Das neue Buch von Kurt Kotrschal beschreibt exakt diese Diskrepanz: „Tatsächlich steht der stammesgeschichtlich einzigartige geistige Höhenflug des Homo sapiens in einem absurd paradoxen Kontrast dazu, wie Menschen im Alltag funktionieren, was ihnen wichtig zu sein scheint. Ihr allzu oft irrational scheinendes Verhalten verursacht buchstäblich alle Probleme und Traumata von Mensch und Biosphäre. So kenne ich selbst Naturwissenschaftler, die Kupferarmbänder tragen, Horoskope lesen und homöopathische Globuli schlucken. (…) Menschen fällt es offenbar schwer, ihrer Ratio zu vertrauen, sie neigen stark zum Irrationalen.“

Die Begründung für diesen der menschlichen Natur offensichtlich immanenten tragischen Konflikt findet der Biologe in den evolutionären Wurzeln des Menschen und definiert den Menschen mit Blick auf die Stammesgeschichte einerseits als hochsoziales Wesen, das andererseits egoistisch seinen eigenen Vorteil wahren muss. Die vorrangige Aufgabe der Politik erkennt Kotrschal, 2010 als „Wissenschaftler des Jahres“ ausgezeichnet, in der Schaffung eines gesellschaftlichen Umfelds, das in der Lage ist, diese Gegensätze weitgehend zu entschärfen und gelangt in einer reichen, interdisziplinären Argumentationskette zu einem eindringlichen, gesellschaftspolitischen Plädoyer für die liberale Demokratie. Auf Basis des Wissens um die menschliche Natur ist sich Kurt Kotrschal sicher: Nur eine liberale Demokratie mit breiter Partizipation, Gleichstellung der Geschlechter und starker Gemeinwohlorientierung ist in der Lage, das Überleben des Menschen und des Planeten zu gewährleisten. Weder Patriarchat noch gewaltsame autoritäre Herrschaftsformen haben genug Lösungspotential, um die zahlreichen, auch radikalen Verhaltensänderungen auf individueller und auf gesellschaftlicher Ebene zu fördern, die heute notwendig sind. „Es braucht eine neue faktenorientierte, ,technokratische‘ Rationalität im besten Sinn, die aus der Einsicht über das Versagen und die negativen Auswirkungen der populistischen Politik an Bedeutung gewinnen wird. Der Schlüssel dafür liegt in der Bildung für beide Geschlechter in Balance zwischen technologischen und sozialen Inhalten, vor allem aber in einer gemeinwohlorientierten, demokratischen Organisation, die ja auch für die Natur des Menschen das Optimum darstellt.“

Lesenswert für all diejenigen, die nahezu täglich fassungslos Nachrichten und Statements verfolgen, deren Geist den humanistischen Idealen der Aufklärung diametral entgegensteht …

 

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7. Juni 2020

Marcus Täuber: Gedanken als Medizin. Wie Sie mit Erkenntnissen aus der Hirnforschung mentale Selbstheilung aktivieren

Goldegg Verlag, Wien 2020. ISBN 978-3-99060-152-5

 

Die aktuelle Hirnforschung zeigt, dass Gedanken medizinisch wirken. Unser Kopf ist eng mit Immunabwehr, Entzündungen, Hormonen und Muskelspannungen verdrahtet. Wir können mit unserem Denken den Verlauf chronischer Erkrankungen verändern, Demenz verhindern und unsere Lebenserwartung um Jahre steigern.

„Gedanken als Medizin“ erklärt auf Basis der Neurowissenschaft, wie unser Denken und unser Mindset den Weg zu einem gesünderen Lebens weisen können, wie wir mit der Kraft unserer Gedanken Bluthochdruck verbessern, Schmerzen reduzieren und Entzündungsreaktionen hemmen können. Wie wir mit gezielt herbeigeführter Entspannung die Stressreaktionen unseres Körpers verringern und so einen langfristigen Schutz vor vielen Erkrankungen aufbauen können ... Ein gesundes Mindset hat wenig bis nichts mit positivem Denken zu tun. Täuber erklärt, warum das Klischee vom positiven Denken allein nicht schützt, welche Wirkung unsere Überzeugung hat, die Zügel unseres Lebens selbst fest in der Hand zu haben, und wie wir selbst mit der Software unserer Gedanken die Hardware unseres Gehirns so formen und gestalten können, dass am Ende bessere Ergebnisse – für unsere Gesundheit und unser gesamtes Dasein – herauskommen.  

Dr. Marcus Täuber ist promovierter Neurobiologe, Buchautor und Lehrbeauftragter an der Universität Wien sowie der Donau Universität Krems. In „Gedanken als Medizin“ stellt er über spannende Erkenntnisse der Hirnforschung hinaus die GAM-Meditation zur mentalen Aktivierung der Selbstheilung vor und zeigt, wie jede(r) durch Entspannung, Imagination und Spiritualität einen Zugang zu mehr Gesundheit finden kann. Den Anspruch seines Buches fasst er dabei selbst so zusammen: „Wissenschaft und Spiritualität sind keine Feinde. Ohne in die Welt von Auren und Engeln abzugleiten, lässt sich über die Hirnforschung verstehen, was Selbstheilung fördert und welchen Stellenwert unsere Gedanken haben.“

 

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